Der Weg nach irgendwo.

Nein, keine Sorge – das sind nicht aktuelle Bilder von mir, an denen ich meine Photoshop-Kur vergessen habe. Das sind alte Bilder. Wie ich dazu kam, erzähle ich euch jetzt.

Gestern habe ich in alten Kisten gewühlt und aufgeräumt, aussortiert und weggeschmissen. Ich bin das Gegenteil von einem Messi – Gegenstände haben bei mir wenig emotionalen Wert, wenn sie schon einmal auf Bildern verewigt wurden. Traumkleid? Kann weg, hab Bilder damit. Dekoration? Kann weg, hab schöne Raumfotos damit gemacht. Natürlich hat man hier und da ein paar Stücke, die überleben ein paar Jahre. Es gibt aber auch viele, die schaffen es bei mir gerade mal ein zwei Monate. Vielleicht liegt das an meinem Leben – ich bin es gewohnt, irgendwo alle Zelte abzureißen und die Wohnungen und das Leben zu wechseln wie Unterhosen. Immer muss alles neu – alles anders. Der erste Gedanke, der einem jetzt kommt: Die muss ja im Geld schwimmen. Komisch eigentlich, denn ich bin immer mit sehr wenig ausgekommen. Ich habe vieles vom Sperrmüll, Flohmarkt, selbstgebaut oder zweckentfremdet und genau über solche Wege auch oft wieder zu Geld gemacht. Das Leben ist ein Tauschhandel. Tausche Regal anbringen gegen Abendessen, Kommode gegen Fotoshooting, HTML Hilfe  gegen Collage für die Freundin erstellen. So kommt man super durch’s Leben.

So sehr ich mich oft detailverliebt an Dingen aufhalte oder mein Herz bei einer Postkarte hüpft – ich bin niemand, der auf dem Dachboden drei Kisten Vergangenheit stehen hat. Ich kann mich trennen. Das war nicht immer so, aber eine wichtige Lektion in meinem Leben. Was dich nicht glücklicher macht, als du schon bist, kann weg.

Die Postkartensammlung mit den gängigen Motiven von Klischeestränden mit Pflichtbewusstem Standardtext auf der Rückseite. Wenn da nicht gerade die Freundin erzählt, sie hätte die Liebe ihres Lebens gefunden, dann kann das weg. Die Sammlung an Festivalkarten, Kinotickets, Eintrittskarten und Aufklebern? Die Erinnerungen sind doch da, daran muss einen kein zerknitterter Zettel erinnern. Kann weg. Das alte eingerahmte Foto von der pickligen Pubertätsliebe im Glasrahmen mit Herzchen aus dem 1-Euro-Shop und das dazugehörige Kissen mit aufgebügeltem Kuss-Foto. WEG. Mit jedem zerrissenen Papier und jedem Zentimeter, der sich der Mülleimer füllt, fühlt es sich an, als wird das Herz ein bisschen leichter. So viele Altlasten und Alterinnerungen, die man mit sich rumschleppt. So gibt man den neuen irgendwie keine Chance – es ist kein Platz mehr auf der Festplatte.

So kam es, dass mir eine dicke und ziemlich hässliche CD Mappe in die Hände fiel. So in Blau aus Plastik mit Doppelhüllen für CD’s – so mit Reißverschluss – ihr wisst, welche. Voll mit „Super-Jojo-Sommer-Songs“ und „Deutschrock für Auto“ und „Papas Party“ oder „Hollandfahrt 2007“. Oh mein Gott. WEG damit. Gar nicht mehr sehen und schon gar nicht mehr anhören. Heutzutage gibt’s Spotitfy und jede menge andere Möglichkeiten, sich miese Erinnerungen durch Musik wieder zum Leben zu erwecken. Dann kam die Rolf Zuckowski Sammlung, die ich heimlich wieder reingepackt  hab. So ne ganz Harte bin ich ja auch nicht. Wer weiß, ob Spotify da wirklich alle Lieder hat… Lieber nix riskieren. DANN kamen die CD’s mit alten Shootings – und da wurde ich dann doch neugierig.

Ich möchte euch einfach mal ein paar zeigen – und auch wenn diese Auswahl wirklich schon eines meiner wirklich vorzeigbaren Shootings ist, erkennt man doch deutlich, dass alles im Leben reine Übungssache ist. Es ist noch keine Elfe vom Himmel gefallen. 

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Jetzt die Preisfrage: WIE ALT WAR ICH DA?

P.S. Ich hab damals um die 60kg + gewogen und es war ein ewiges auf und ab. Auch wenn man es nicht so direkt sieht (ein Hoch auf das Kleid!) war meine Figur gerade in der berühmt berüchtigten böse Zone Bauch-Beine-Po wirklich kein Vergleich zum heutigen Zustand. Warum ich heute so’n Klappergestell bin, das sich keine Sorgen mehr um Kalorien machen muss, kann ich euch beim besten Willen nicht erklären. Am Anfang meiner Selbstständigkeit fing ein neues Leben an, das anscheinend nicht nur eine bleibende Veränderung meiner Einstellung bewirkt hat. Ganz langsam habe ich aufgehört, mich selbst unter Druck zu setzen und alles hat sich irgendwie von alleine eingependelt. Auch wenn ich mir jetzt manchmal vorkomme wie ein Hühnchen, das nicht fliegen kann, habe ich dennoch endlich das Gefühl, wieder in meinem eigenen und richtigen Körper zu stecken. Ich bin angekommen.

Fotos: Ingo Steinert

24 Antworten zu “Der Weg nach irgendwo.”

  1. Larissa sagt:

    ich finde die fotos sehr schön! wie groß bist du eig?

  2. Lu sagt:

    Aww Fetus-Joana 😀 Nein so klein siehst du da nicht aus, aber ich kann dein Alter überhaupt nicht einschätzen…

  3. Wulf sagt:

    Daran sollte ich mir wirklich mal ein Beispiel nehmen, erschreckend, bei wie vielen der aufgezählten Dinge ich energisch nicken konnte, seien es jetzt Festival- und Kino-Tickets, nichtssagende Postkarten und noch schlimmer Geburtstagsglückwunschkarten und natürlich die obligatorischen Stapel an CDs mit was-weiß-ich-nicht-allem. Ich bezeichne mich ja lieber als Sammler denn als Messie, aber wenn man quasi Müll sammelt, kommt das wohl aufs Selbe hinaus. Ich werde das noch einmal mit neuem Mut in Angriff nehmen müssen, ein wenig klar Schiff zu machen, denn die Argumentation überzeugt.

    CDs mit alten Shootings, wie du sie gefunden hast, gehören aber natürlich ganz klar nicht in den Müll und du hast Recht: Man sieht doch sehr deutlich, welche große Entwicklung du durchgemacht hast, was Professionalität, Posen und Ausdruck auf deinen Bildern anbelangt.

    Zu raten, wie alt du aber zum Zeitpunkt des Entstehens der Bilder warst erspare ich mir besser, da kann man(n) ja nur ins Fettnäpfchen treten 😉

  4. Bastian sagt:

    eine gute eigenschaft sich nicht zu sehr mit alten materiellen dingen aufzuhalten. ich werfe auch gerne weg…fühle mich danach immer besser. alles wirkt leichter und man ist nicht mehr mit so viel altem ballast beladen…kann ich gut verstehen 🙂 du hast ja schon einmal von deinen figur unterschieden berichtet, aber ich konnte es mir gar nicht richtig vorstellen. der unterschied ist wirklich zu erkennen, was aber überhaupt nicht schlimm ist. “klappergestell“ oder “etwas mehr“ ich mag beides 🙂

  5. Sunny sagt:

    Ich tippe dich auf 18 oder 19 – aber vllt liege ich auch total falsch ?
    Was ich auf jeden Fall noch sagen wollte: Du hast auch schon damals wunderschön ausgesehen, es gab wahrscheinlich nur wenige, die das erkannt haben <3 bleib so wie du bist :***

  6. Vici sagt:

    Wie immer ein sehr schöner Text!
    Puh- schwierig zu schätzen. 16/17?!

  7. Maybrit sagt:

    Oooh, Hilfe, ich bin da ganz anders als du. 😀 Nicht dass ich ein Messi wäre oder sowas, ich mag es auch gern, auszusortieren und das Herz zu entlasten. Aber alles mit emotionalem Wert, muss ich behalten, da stellt sich so eine Blockade im Gehirn ein. 😀 😀 😀

  8. kira sagt:

    Wow, mit etwas volleren Wangen siehst du dermaßen aus wie Kirsten Dunst.
    Wunderschön! <3

  9. Avril Swift* sagt:

    Ich hätte dich in den Bildern auf 19, Anfang 20 geschätzt.
    + deinen Text kann ich SOOO nachvollziehen, hab ich vor ein paar Monaten auch gemacht, die ganzen alten Postkarten weggeschmissen, das waren mindestens 60 Stück..
    Der Knaller fand ich bei Postkarten immer noch die, auf denen hinten drauf einfach nur groß „Schöne Grüße aus..“ stand. Da hab ich nie verstanden, warum mir jemand sowas schreibt. Denn für einen Satz lohnt sich nicht mal mehr der Briefmarkenpreis.

  10. Hannah sagt:

    oh, ich tippe jetzt mal so 17, 18 Jahre alt? 😀
    Das mit dem Ausmisten kommt mir sehr bekannt vor. Wegwerfen ist irgendwie toll – aber die Postkarten müssen schon bleiben! 😉

    In jedem Fall mal wieder ein schöner Text!
    Liebe Grüße!

  11. Ruth sagt:

    Du siehst mehr aus wie deine Schwester auf diesen Bildern 🙂

  12. Yvonne sagt:

    Hmm, du hattest das Tattoo noch nicht, würde fast sagen 19 vielleicht?
    Gott, bin ich schlecht im Schätzen!
    Liebe Grüße,
    Yvonne

  13. Stefanie von Schön & Gut sagt:

    Liebe Joana,
    die Bilder sind großartig – auch wenn sie vielleicht noch nicht so professionell sind. Dein Auge fürs Schöne erkennt man auch schon dort 🙂
    Ich bin aber der Meinung, dass ein Mensch, der mit seiner Vergangenheit im Reinen ist, sich nicht zwingend von alten Dingen trennen muss. Von unschönen Erinnerungen ja. Aber weiß ich noch, in welchem Kinofilm ich vor drei Jahren war? Und wenn ich plötzlich und zufällig über die Karte stolper, da denke ich an den lustigen Abend zurück und habe ein kleiens Stückchen bessere Laune. Ich trenne mich von Dingen, die es nicht mehr wert sind, einen Gedanken zu verschwenden. Aber schöne Erinnerungen möchte ich behalten. Und ich bezweifle, dass mein Hirn sie von ganz alleine behält. Da sammel ich dann doch lieber die Eintrittskarten dazu 😉
    Hab einen schönen Abend,
    Stefanie

  14. Jan sagt:

    Ich denke so 17 oder 18. Du siehst mit 60 Kilogramm echt spitze aus und da solltest du auch irgendwie wieder hin. Auch wenn du dich jetzt so pudelwohl fühlst.

  15. Insa sagt:

    Hach, dieses Kleid! Mittlerweile hat es auf einem Flohmarkt einen neuen Besitzer gefunden, aber es durfte sich vor ein paar Jahren (waren es drei, vier, oder doch schon fünf?) mein Lieblingskleid nennen. Ich habe auch noch irgendwo eine CD mit „Shooting-Bildern“. Fotograf war der Selbstauslöser…
    Da wurden gerade Erinnerungen geweckt!
    Ich wünsche dir noch einen schönen Abend 🙂
    Insa

  16. Peter Pan sagt:

    zw. 14 u. 15 J.? Gewinnbenachrichtigung bitte an meine eMail Adresse!! Grüße aus Nimmerland….

    P. Pan

  17. Ilka sagt:

    Ich finde die Bilder richtig schön! So offen und natürlich! Wars du damals vielleicht um die 15, 16?

  18. Sina sagt:

    So tolle Bilder, deshalb schaue ich immer gerne vorbei.

    Ich finde ein bisschen ‚Erinnerung‘ schon gut, man vergiss über die Zeit so viel und wenn man etwas positives erlebt hat, dann hebe ich gerne ‚die Erinnerung‘ dazu auf 🙂 Aber alles andere kommt bei mir auch in den Müll.

    Ganz liebe Grüße Sina

  19. Nadja sagt:

    Oh ich bin ein kleiner Messi.. ein Erinnerungsmessi.. Oo 😀 Ich hab Postkarten von vor 17 Jahren, aber ich liebe auch Postkarten.. aus alles Welt kommen sie und ich schreib auch selber welche.. 😀 🙂
    Tja.. und was Eintrittskarten etc. anbelangt.. ich hab ein Büchlein, indem ich alle möglichen Tickets, Pläne, Karten etc. einklebe und dazu schreib ich Daten und alles wichtige auf.. Einfach, weil ich es mag in solchen Erinnerungen zu schwelgen.. 😀

  20. Vinicius sagt:

    From the flowers, you’re surely the prettiest.

  21. Jana sagt:

    Ich bin ja mal so das totale Gegenteil :’D
    Ich hänge leider viel zu viel emotionalen Wert an Gegenstände… Aber einen Satz sollte ich mir mal merken, und zwar dass man mit zu viel Altem dem Neuen keine Chance geben kann. Da hast du so Recht! 🙂

    Liebe Grüße ♥

  22. Lisa :-) sagt:

    Ich schätze dich auf 19, oder doch jünger? Auf jeden Fall finde ich den Text echt gut gelungen und ich erkenne mich in in vielerlei Hinsicht wieder. Auf unserem Flur steht immer noch meine Kassettendsammlung.. Haha 😀

  23. Melly sagt:

    Hm ich hätte auch so 16 oder 17 gesagt.
    Bei mir ist es momentan mit dem Gewicht auch irgendwie ein ständiges hin und her, hatte früher nie Probleme und seit ein paar Monaten… ich weiß auch nicht. Umstellungsstress denk ich, neuer Lebensabschnitt und so. Ich hoff das pendelt sich bei mir auch irgendwann wieder ein^^

    Meister sind bekanntlich noch nie vom Himmel gefallen, aber man sieht deutlich das du schon ein Gespür dafür hattest 😀 Ich bin letztens auch über alle Shoppings aus meinem ersten Lehrjahr gestolpert – ab in die Tonne damit x_x Die will ich mir gar nicht erst wieder antun^^

    Ich sammle immer Tickets und Karten oder Pläne, wenn ich irgendwo war und stell die dann zu einer Kollege im Fotorahmen zusammen. So werd ich immer dran erinnert, ganz davon trennen kann ich mich einfach nicht. Außer von Kinokarten z.B, die landen mittlerweile im Müll -die hab ich als Teenie gehamstert wie Trophäen 😡

    Aber die Einstellung ist gut, so sammelt sich wenigstens nicht all zu viel Kram an… ausmisten muss einfach sein 🙂

  24. Lisa sagt:

    Ich hab jetzt ewig einen Post gesucht, bei dem ich das, was ich dir schreiben wollte, eben am besten schreiben kann. (Kann es sein, dass du die Nachrichten Funktion auf deiner bzw. eurer Facebookseite ausgestellt hast? Naja, ist ja auch egal.)
    Also mal vorweg, ich weiß ja nicht ob dich interessiert, was ein 15 jähriges Mädchen dir schreiben will, aber es wäre echt total lieb, wenn du meine Nachricht durch lesen würdest. 🙂
    Ich find es so toll, was du bzw ihr euch aufgebaut habt. Du hast deinen, ich nenn es jetzt einfach mal „Traum“, von der Arbeit als Fotografin erfüllt und ich beneide dich dafür. Wegen der alten Bilder, die du hier rein gestellt hast, kann man sehen, dass jeder mal klein anfängt und es gibt mir noch mehr Hoffnung auch meine Ziele zu verfolgen. Ich weiß es ist sehr unrealistisch, sich so etwas tolles auf zu bauen, wie du es geschafft hast, aber ich würde auch unheimlich gerne mein Hobby, das Fotografieren, zu meinem Beruf machen (leider gibt es fast keine Ausbildungsplätze in diesem Bereich und bla bla..) Aber jetzt genug von mir, wie gesagt, ich finde es echt toll, was du erreicht hast und an solchen Menschen wie dir kann man sich meiner Meinung nach ein Beispiel nehmen und sehen, dass man echt (auch schon in so einem jungen Alter) sehr viel schafft, wenn man will! c:
    Liebe Grüße 🙂

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