Das Leben als Selbstständige Fotografin. Teil 1

Da das Interesse zum Thema Selbstständigkeit doch sehr groß ist
und ich immer wieder die gleichen Fragen gestellt bekomme,
dachte ich, dass euch ein Post darüber vielleicht ein
bisschen weiter hilft und ein paar Fragen beantworten kann.
Vorab möchte ich sagen,
dass all die nachfolgenden Informationen
ohne jegliche Gewähr sind,
denn ich führe keine beratende Tätigkeit aus
oder habe auf diesem Gebiet
100% fachkorrektes Wissen.
Es ist lediglich mein eigener Weg und
meine persönlichen Tipps.
Zuerst ein paar Fakten und Zahlen:
Ich bin jetzt seit mittlerweile 2 Jahren fertig
ausgebildete Fotografin mit Gesellenbrief.
Meine klassische Ausbildung (Post dazu HIER)
habe ich in einem Portraitstudio (HIER) gemacht,
nachdem ich nach der 11. Klasse von der Schule (HIER) gegangen bin
und ein mehrmonatiges Praktikum HIER gemacht habe.
Jetzt bin ich 23 Jahre, habe meine kleine Firma stetig mit
viel Liebe, Hingabe und Zeit gehegt, gepflegt und aufgebaut
– in Lichtpoesie steckt mein ganzes Herz, mein Leben.
Ab Juli sind wir sogar zu zweit.
Dann ist Lichtpoesie ein WIR und nicht mehr nur ein ICH,
denn dann ist Nat da, meine Jahrespraktikantin.
Ich bin überglücklich mit dem, was ich tue
und kann mir nie wieder vorstellen, irgendwo
angestellt zu sein.
Fotografie und das liebe Geld
Irgendwann einmal mein eigenes Ding zu machen,
war schon immer mein Traum
und ich bin sehr dankbar dafür, dass meine
Familie mich immer in allem unterstützt hat
und mir diesen Traum nie ausreden wollte.
Viele junge Mädchen schreiben mir und sind
besorgt, ob das denn was ist für die Zukunft,
ihre Eltern würden sagen, dass man als Fotograf
doch nichts verdiene.
Das Thema Geld.
Tja – was soll ich dazu sagen?
Ein Fotograf ist kein Beamter, der sich
von vorneherein ausrechnen kann, was er
mal verdienen wird.
Ein Fotograf ist seines eigenes Glückes Schmied,
wenn man das mal so altmodisch ausdrücken darf.
Es gehört Fleiß, Liebe, Zeit, Mut, Ehrgeiz, Wille
und auch Talent, sowie eine kleine Portion Glück dazu.
Manchmal ist man zur richtigen Zeit am
richtigen Ort. Trifft die richtigen Leute.
Den richtigen Moment.
Wie viel ihr verdient hängt also von euch ab.
Ich kann nur so viel sagen: Als Festangestellter in einem
normalen Portraitstudio werdet ihr nicht nur
mit eurer Kreativität verkümmern, sondern auch nicht reich.
Ich will keine Portraitstudios schlecht machen.
Wer gerne fotografiert, gerne mit Menschen arbeitet
und gerne einen geregelten Alltag und geregeltes Gehalt
haben möchte – der ist da gut aufgehoben.
Für kreative Köpfe und
starke emotionale Persönlichkeiten ist das aber denke ich die
falsche Wahl. Jedenfalls auf lange Sicht.
Hast du das Zeug zum Fotografen?
Bevor ihr euch für den Weg des Fotografen entscheidet,
solltet ihr euch genau überlegen, ob das wirklich euer Ding ist,
oder ob ihr Fotografie „ganz cool“ findet.
Talent allein reicht manchmal einfach nicht aus,
wenn das Gefühl nicht stimmt.
Kleiner Selbsttest:
Du bist kreativ, impulsiv, fantasievoll und euphorisch.
Du warst schon immer jemand, dem kleine Dinge aufgefallen sind.
Du liebst den Umgang mit Menschen.
Wenn du einen schönen Moment siehst, denkst du instinktiv
ans Fotografieren.
Frisch gedruckte Fotos abholen ist für dich wie Geburtstag und Weihnachten.
Seit Jahren investierst du alles was du hast an Geld in Equipment.
Statt Tagbuch zu schreiben verarbeitest du deine Emotionen in Fotos.
Deine selbstgemachten Geschenke haben immer etwas mit Fotos zu tun.
Keine Kamera ist dir zu schwer bei Urlaubsausflügen.
Eine kaputte Speicherkarte mit ungesicherten Daten ist für dich ein Weltuntergang.
Bei schönen Menschen denkst du sofort daran, was du mit ihnen für
Bilder machen könntest
Auf deinen Urlaubsbildern könnte man meinen,
du wärst nicht dabei gewesen, weil du selbst nie drauf bist.
Du weißt wer Helmut Newton war, aber nicht, wer Helmut Kohl ist.
Das schönste Kompliment ist für dich, wenn die Leute
die du fotografiert hast beim Anblick der Bilder glücklich sind.
Es ist dir egal, wie es technisch in deiner Kamera aussieht,
solange das Bild so aussieht, wie du es dir vorgestellt hast.
Wenn du deine Facebook Liste durchgehst, hast du 40% der Profilbilder
deiner Freunde erstellt.
Während deine Freunde feiern gehen, sitzt du die ganze Nacht
vor Photoshop und kannst dir auch nichts schöneres vorstellen in diesem Moment.
Deine Festplatte würdest du mit deinem Leben verteidigen.
Nach einem Shooting willst du SOFORT die Bilder laden und am liebsten die ganze Nacht bearbeiten.
Bei Tumblr und Weheartit fühlst du dich Zuhause und kennst jedes Bild.
Egal ob du krank bist oder Sorgen hast, wenn du fotografierst ist alles weg.
Im Zoo guckst du dir nicht die Tiere an, sondern die Kameras der Leute.
Auf dem Flohmarkt scannst du die Stände ab nach alten Polaroid Kameras.
Wenn du morgens in den Spiegel schaust und einen Pickel entdeckst,
denkst du automatisch in Photoshop Tastenkürzeln. Einfach wegstempeln.
Du hasst Mittagssonne.
Wenn du spazieren gehst entfährt dir manchmal euphorisch der Satz:
„Guck mal wie GEIL das LICHT hier ist!!!“
…. ich könnte noch stundenlang so weiter machen,
aber ich denke ihr wisst, worauf ich hinaus will.
Solltet ihr diese Fragen belächeln
– dann ist der Job nix für euch.
Solltet ihr grinsen und euch wiederfinden
beim Lesen meiner Fragen
– herzlichen Glückwunsch, it’s your JOB!
Da dieses Thema sehr umfangreich ist
und ich noch nichtmal richtig angefangen habe,
wird es wohl auf mehrere Teile hinauslaufen.
Wenn ihr noch Fragen habt,
die ich in kommenden Teilen behandeln soll,
könnt ihr mir die gerne in
die Kommentare schreiben oder auf meinem ASK Account stellen.

View Comments

  • Ich finde es gut, dass du über all diese Dinge schreibst. Ich finde schade, dass man für das Fotografen Handwerk keinen Meisterbrief mehr braucht, ok erleichtert einiges, aber so viele Blogger fühlen sich dazu berufen sich fast mit Fotografie selbstständig zu machen nur weil sie ne"voll coole Spiegelreflex" besitzt. Leute das reicht leider nicht aus...es gehört viel mehr dazu!
    Ich mag wieviel leidenschaft du in deinen Beruf steckst und man sieht deinen Bildern auch an wieviele liebe drin steckt

    Liebe Grüße
    Julia

  • Danke für diesen Bericht! Möchte mich, gemeinsam mit meinem Freund, nun auch in diesem Bereich selbstständig machen. Fotografie und Illustration. Sind noch ganz am Anfang und wissen auch allgemein noch nicht, was man alles beachten muss wen man sich wirklich selbstständig macht.. Was zB mit der Krankenversicherung ist.. Und wie das eigtl. aussieht mit dem lieben Geld (W"ieviel kann ich am Anfang für ein Shooting verlangen?")..

    Dein Post hat auf jeden Fall schon einmal geholfen.

    Love and Nonsense

    foxface-dreams.blogspot.de

    http://www.facebook.com/Ozfenrir
    (das da ist unsere Fotoseite.. Falls du ein paar Tipps oder Verbesserungsvorschöäge hast, wär ich dir eeecht dankbar! :D)

    • ja, thema versicherungen ist das schlimmste und schwierigste thema...

    • whoah der hammer! :) ich mache gerade die letzten Jahre meiner Gymnasiumzeit und fotografiere für mein Leben gern, deswegen will ich danach unbedingt eine Ausbildung als Fotografin machen. Ich glaube ich habe mich in so gut wie jedem dieser Sätze wiedergefunden :) Ich fotografiere auch oft Freundinnen und bin immer mega glücklich wenn die Fotos genau so aussehen wie ich sie wollte. dieser Post hat mich grad voll gut gelaunt gestimmt :) ! Danke ! virginielange.blogspot.de

  • Ich musste tatsächlich grinsen :)
    Finde es super, dass du deinen Traum leben kannst!:) da kann man wirklich neidisch werden, ich hab mir das längst abgeschminkt nach meiner Ausbildung zur bekleidungstechnischen Assistentin:(

    • hey Nessa, ich bin gerade auf der Suche nach dem richtigen Job für mich... kannst du mir kurz erklären was eine bekleidungstechnische Assistentin ist? :D

  • Was denkst du denn über Fotografie als Studium oder oder über Ausbildung zu Fotodesignerin. Hast du Schulempfehlungen oder ähnliches? Ich würde nach meine Schule nämlich sehr gerne Fotografin werden, auch Selbstständig.
    Und abgesehen von einer Aussage treffen die alle auf mich zu :D
    Liebe diesen Artikel und freue mich auf die nächsten zu dem Thema!

  • Liebe Joana, du bist wirklich wunderbar... dieser Post hat mir mal wieder gezeigt was ich in meinem Leben verpasst habe. Ich wollte immer Fotografin werden, aber ich durfte nicht weil meine Mama gesagt hat da verdient man nix. Aber was sie auch nicht verstanden hat ist, dass ich nie im Portraitstudio arbeiten wollte, sondern auch freie Fotografin werden wollte. Leider ist es nun zu spät um mir diesen Traum zu erfüllen... Aber wenn ich deine Fotos sehe, geht mir immer das Herz auf...du bist ganz wunderbar, ich weiß nicht durch wieviele klicks ich auf deinem Blog gelandet bin, doch bin ich wirklich froh ihn gefunden zu haben...Danke

  • Ohne Witz, ich konnte jede deiner Fragen mit einem klaren "Jawollja!" beantworten :) Das ist gerade total die Bestätigung, weil ich zum Beispiel noch total am Anfang stehe, aber mein Hobby so langsam aber sicher ausbauen möchte. Hach, das ist toll. Super Post! Danke :)

  • Haha, ich erkenne mich in sehr sehr vielen Teilen wieder, aber ich denke, dass ich (leider) nichts mit Fotografieren später machen will, weil ich von mir selber weiß, dass ich nicht auf Anhieb "kreativ" sein kann und es immer auf meine Gefühlsphasen ankommt. Außerdem wäre ich mir nicht sicher, ob ich mein größtes Hobby zum Beruf machen kann und mein Geld damit verdienen kann, wenn ich mit dem Druck arbeiten muss, jedem Kunden seine Vorstellungen zu verwirklichen und wenn sie nicht zufrieden sind dann ist es auch blöd für mich. Und wenn die unzufrieden sind, bin ich das auch und zweifle an mir. Deshalb denke ich, dass ich später die Fotografie eher als Hobby weitermachen werde und es auch nie missen möchte :)

    Aber vielen Dank, dass wir mal einen kleinen Einblick in dein Beruf bekommen. Ich finde deinen Blog einfach klasse (das muss mal gesagt werden, da ich doch eine ziemlich stille Leserin bin) und liebe deinen Schreibstil und deine Fotos, weil sie so fesselnd sind und einen einfach umhauen :) Mach weiter so und bleib so toll, wie du bist!

    Liebste Grüße!

  • ich find das cool. echt toll das du das mal ansprichst. ich weiß noch nicht was ich nach meiner schule machen will. aber ich möcht auch in diese richtung gehen. aber ich mag nicht in einem studio vergammeln. und ich möcht auch nicht so werden wie ein bekannter berufsfotograf, der mal gesagt hat, dass er eigentlich nicht so gern fotografieren tut, es war halt grad ein solcher ausbildungsplatz frei.. aber ich glaub dein kleiner "Selbsttest" hat das grad eindeutig wiederlegt. hehe. auf jedenfall hab ich mich da echt selbst wiedergefunden. :D

    weiter so..!
    Süße Grüße. Monika von "Licht und Schatten"

  • Danke fürs teilen deiner Erfahrungen und eine wunderschöne Sammlung von typischen Gedanken.
    Freue mich schon auf den nächsten Teil.
    Herzlich
    Eos

  • Super Beitrag! :)
    Und ich musste seeeehr viel grinsen und dachte nur: Schreibt sie da über mich? Haha

  • Hach, Joana, wieder ein wunderbarer Post. Auch ich erkenne mich in vielen, vielen Punkten wieder und musste mehr als einmal schmunzeln. Neulich im Zoo in Gedanken: "Oh, der Typ da drüben hat eine Nikon D700 um den Hals! Was das wohl für ein Objektiv ist? Das wird doch wohl nicht...? Doch, ein 70-200 2.8 VRII - Wahnsinn - unbezahlbarer Traum - ach, wir waren ja wegen der Tiere hier!" ... :D ) Auch der spontane, euporische Ausruf zu einer tollen Lichtsituation kommt mir bekannt vor, ruft jedoch bei meinen Mitmenschen häufig verständnislose Blicke hervor. Wenn ich unterwegs bin, sehe ich manchmal Gesichter, die mich so beeindrucken, dass mein Kopf von alleine das Bild zu einem Foto umwandelt (Man denke nur mal an die genannte Lichtsituation von gerade.) An der 40% Quote der Profilbilder müsste ich allerdings noch arbeiten - mehr Fotos machen - oder, wenns schnell gehen soll - Leute löschen! ;)
    Spaß bei Seite, ich werde wohl nie damit mein Geld verdienen, hatte meinen Berufsweg schon eingeschlagen bevor ich mich intensiver mit der Fotografie beschäftigt habe, trotzdem gehört es zu meinem Leben dazu und ich liebe es und dein Post hat mir soeben mal wieder bewiesen, dass doch ein kleines bisschen ein Fotografen-Herz in mir schlägt. ♥

  • mir gefällt der Post echt gut :)
    hast du klasse gemacht.

    Liebe Grüße jelaegbe.blogspot.de

  • Hey du liebe Joana,
    Danke für diese Kategorie!!!
    Ich habe mich dieses Jahr nach 5 Jahren Studium als Filmemacherin und Fotografin selbstständig gemacht. Bekomme viel Unterstützung, hab eine Firma in der ich den Medienauftritt gestalte und noch ein Fotostudio bei dem ich frei mitarbeite. Nach und nach hoff ich natürlich davon freier zu werden und mehr mein eigenes Ding zu machen, mal sehen was die Zukunft bringt.

    Mich würde vorallem interessieren, wie du auf dich aufmerksam gemacht hast. Sei es in Facebook oder hier, viele verfolgen deine Arbeiten. Was ist der erste Schritt um Aufmerksamkeit zu bekommen? Flyer verteilen? In Fotoforen anmelden? Find das ist eigentlich das schwierigste, weil ungefragt bin ich nicht, nur nicht bekannt genug...

    In deinem Selbsttest hab ich mich in 90% der Punkte übrigens mit einem breiten Grinsen wieder gefunden ;)
    Nur Tagebuch schreib ich und ich gehe nie in den Zoo (Schlimm die Tiere eingesperrt zu sehen) .. ach und Helmut Kohl kenn ich auch ;)

  • Was für ein schöner Beitrag, was für schöne Worte! Da spricht wirklich eine Fotografie-Seele :)
    Hast Du irgendwo schon mal einen Beitrag mit Deinem Equipment gemacht? Das würde mich doch auch mal sehr interessieren :)
    Ich liebe Deine wunderschönen Fotos und bin froh Deine Blog gefunden zu haben! :)

  • :) Nett wie du mich da oben beschreibst, unter "kleiner Selbsttest"
    Richtig cooler Artikel! Weiter so!

  • Viel besser kann man das Gefühl zu Fotografieren und Fotograf zu sein nicht beschreiben <3 Ich bin gespannt auf die weiteren Teile

  • Ganz toller Post! Bei fast allen Punkten konnte ich mich wieder erkennen! Das mit dem Pickel wegstempeln wollen ist mir schon passiert und das ich grundsätzlich immer und überall sage "boa das Licht hier ist so toll" beantworten meine Freunde inzwischen nur noch mit einem müden Lächeln :D
    LG Annika

  • ich hätte damals super gerne fotografin gelernt, nur leider gab es hier absolut keinen lehrplatz dafür. und indem ich noch zu jung war gab ich viel zu schnell auf. schade im nachhinein!
    aber schön zu sehen das man es auch schaffen kann <3
    welche bereiche fotografierst du denn? oder machst du quer durch die bank?

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Veröffentlicht von
Joana

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