Blogging // Blogosphäre – Vokabeln für Anfänger.

Ich habe das Gefühl, dass ich eine neue Welt betreten habe, seit ich blogge. Die Blogosphäre. Als wäre eine Tür aufgegangen und dahinter ist eine Welt voller Leute, die man kennt. Man spricht eine eigene Sprache und macht Dinge, die in der „Außenwelt“ niemand versteht. 

Seitdem ich in dieser Welt unterwegs bin, habe ich einige Freunde verloren, weil sie mich einfach nicht verstehen. Dafür habe ich in der neuen Welt Freunde gefunden, die mich verstehen. Man lernt voneinander, arbeitet zusammen oder auch gegeneinander. Eine Welt voller Möglichkeiten, Selbstinszenierung, Shopping, Reisen, Fleiß und Neid – und vor allem WLAN.

Ich hab mal ein paar Vokabeln rausgesucht, die ich in meinem früheren Sprachgebrauch nie genutzt – geschweige denn verstanden hätte:

Blogospäre: So heißt diese Paralellwelt, in dem man sich (zumindest rein theoretisch) kennt und dieselbe Sprache spricht. Das Verhältnis untereinander reicht von befreundet, unterstützend, duldend, ausnutzend zu verfeindet.

Reichweite: Die Währung, mit der sich man in dieser Welt Ansehen und Jobs erarbeiten kann. Reichweite ist Macht. Je mehr Leser ein Blog erreicht, desto begehrter ist er für Firmen. Reichweite kann man nicht kaufen, für Reichweite muss man arbeiten. Am besten durchgehend online, immer und überall für jeden Kommentar und jede Frage bereit sein. Jeden Tag.

Template: Die optische Basis für eine gute Selbstinszenierung. Das Aussehen eines Blogs entscheidet bei einem neuen Leser in den ersten Sekunden, ob er diesen Blog weiter ansehen möchte oder nicht. Ein Template kann selbsterklärend, schlicht und funktional sein, oder aber völlig überladen und chaotisch. Für das Template ist man selbst verantwortlich oder man muss viel Geld in die Hand nehmen, um gemeinsam mit vielen Stunden Abstimmung, Frust und Misserfolgen das eigene Wunschtemplate zu programmieren. 

HTML: Was vorher für die Nerds im Informatikunterricht bestimmt war, wird auf einmal zum Blogger Pflichtprogramm. Man sucht im Internet nach einfachen Codes (egal ob man sie versteht oder nicht) und kopiert sie nach Anleitung in den HTML Code des eigenen Templates, um das Erscheinungsbild zu verändern – im besten Fall zu optimieren. Nicht selten ist das Ergebnis dieser „Bastelnächte“ ein Adrenalinstoß gefolgt von hilfloser Panik und Heulattacken, weil man sich mal eben alles kaputtgemacht hat, ohne es vorher zu sichern. Sollte halt „mal eben“ etwas verändert werden.

Kooperation: Die Ernte der mühseligen Arbeit, um Reichweite aufzubauen. Eine Kooperation kann Produkt gegen Blogpost sein, Produkt gegen Video, Geld gegen Link, Reise gegen Blogpost… Die Möglichkeiten und Variationen sind unendlich und je mehr Reichweite ein Blog hat, desto höher der Einsatz.

Mediakit: Eine Visitenkarte ist ja schön und gut, aber als Blogger braucht man ein Mediakit – am besten hübsch aufbereitet als PDF mit eigenem Logo, damit man es bei Kooperationsanfragen als Mailanhang mitsenden kann. In einem Mediakit geht es – na klar – um die Reichweite, die man am besten schön aufgelistet in Zahlen aufbereitet hat.

Pageviews: Eine Zahl, die man jeden Tag fleißig kontrolliert, wie der Blick ins Portmonaie oder den Kühlschrank. Wenn Reichweite die Währung ist, dann sind Statistiken der Pageviews der Kontoauszug. Eine Zahl die aufzeigt, wie viele Menschen pro Tag/Woche/Monat/Jahr den Blog aufrufen/lesen. 

Content: Der Inhalt. Content kann interessant oder weniger interessant sein, persönlich oder informativ sein, aus Fotos, Videos oder nur Text bestehen. Guter Content läd zum Kommentieren und teilen ein, was wiederum super für die Reichweite ist und die Pageviews ist.

Crossmedia: Hat man einen guten Content erschaffen, reicht es natürlich nicht, diesen nur auf dem Blog zu zeigen. Am besten zeigt man davon noch Bilder auf Instagram, das passende Video auf YouTube, einen witzigen Spruch auf Twitter und zusätzliche insider Informationen auf Facebook. Man streut es einfach überall, damit möglichst viele Leute auf den Blog gelenkt werden, was wieder gut für die Reichweite und die Pageviews ist. Crossmedia funktioniert natürlich nicht so super, wenn man einfach stumpf ein und denselben Satz und dasselbe Bild postet. Durch die verschiedenen Kanäle mit der selben, aber unterschiedlich aufbereiteten Botschaft wird der Leser natürlich wunderbar angesprochen und auf den Post oder den Blog aufmerksam gemacht.

Hater: Nicht jeder Leser liest den Blog, weil er die Person oder den Content toll finden. Manche Lesen ihn, weil sie irgendetwas einfach immer wieder aufregt – sei es aus Neid, Unverständnis oder einfach nur Frust. Hater kommentieren gern so, dass es den Blogger verletzt – hierbei ist es oft eindeutig, dass er trotz großer Abneigung schon lange und aufmerksam Blogleser ist. Dadurch, dass sie durch das regelrechte aufsaugen und stalken von Informationen rund um den Blogger oft sehr gut informiert sind, gelingt es ihnen ab und zu, einen richtig verletzenden und persönlichen Kommentar – natürlich anonym – zu verfassen. Im schlimmsten Fall erstellt der Hater Fakeprofile oder verbreitet Informationen und Gerüchte in Lästerforen, um dem Blogger zu schaden.

Blogroll: Eine Liste von befreundeten Bloggern, die man (oft im Austausch) auf seinem Blog für seine Leser als Blogvorschläge eingebaut hat.

Affiliate: Eine Möglichkeit, durch speziell generierte Links zu den gezeigten Produkten eine Provision zu erhalten, sollte ein Leser über diesen Link einen Kauf abschließen. Affiliate ist für den Leser nicht störend und für den Blogger nur geringer Aufwand, Einzelproduktlinks entsprechend umzuwandeln. Die Provision ist allerdings oft so wenig, dass (je nach Reichweite) am Ende des Monats kaum der Zeitaufwand entschädigt wird, den man durch Affiliate Programme hatte.

PRSamples: Gratisprodukte, die dem Blogger unverbindlich zur Verfügung gestellt wurden, um diese zu testen und bestenfalls darüber auf seinem Blog zu berichten.

Review: Ein Post über seine persönlichen Erfahrungen mit einem bestimmten Produkt, das man getestet hat. Reviews sind niemals aus Firmensicht, sondern muss die echten Erfahrungswerte und die unverfälschte Meinung des Bloggers enthalten. Sollte sich jemals eine Review wie ein Werbe- oder Pressetext lesen, sollte man diesem Blogger vielleicht nicht  allzu viel glauben.

Dupe: In der Bloggerwelt gibt es oft sehr gehypte Produkte, die für viele Leser einfach kaum erwschwinglich sind, da sie einfach sehr teuer sind. Ein Dupe ist ein Produkt, das quasi eine günstige Variante zum Originalprodukt ist. Beispiel: Teurer Essie Nagellack gegen einen günstigen von P2, der aufgetragen exakt den selben Farbton hat. Dann wäre der P2 Nagellack das Dupe von dem Essie Lack. Super Sache!

Getagged: Wenn Dinge getagged wurden, dann sind sie verlinkt. Kleine Markierungen auf dem Bildchen mit dem entsprechenden Label sind Tags, die Produkte sind also getagged, damit man sieht, woher sie kommen. Man kann allerdings noch so viel taggen, verlinken, drunterschreiben oder Blinkepfeilchen unter oder auf das Bild schreiben – irgendein Otto fragt IMMER: „Wo ist das her?“

 

Wie sieht’s mit euch aus? Welche Vokabeln sind euch in dieser Welt noch aufgefallen? Gibt es bei YouTubern eine andere Sprache als bei Bloggern? Lasst uns für Teil 2 sammeln und themenbezogene Bloggervokabeln erklären 🙂

View Comments

  • Liebe Joana,
    Eine wirklich tolle Idee, einfach mal die wichtigsten Begriffe zu erklären. Ist ja schon eine ganz eigene Welt. Als ich vor kurzem meinen Blog gestartet habe, war mir das meiste davon völlig unbekannt, doch langsam kenne ich mich etwas besser aus und kannte einiges davon. Trotzdem war mir das eine oder andere neu. Also danke dafür:)
    Liebe Grüße,
    Julia

  • Ich bastel im Moment an meinem ersten Blog. Die Idee hatte ich schon vor 4-5 Jahren aber jetzt habe ich beschlossen, dass ich ein neues Hobby brauche. Dringend :D Momentan macht es mir extrem viel Spaß in den HTML Codes von meinem Theme rumzupfuschen. Madame wollte ja gleich ganz oder gar nicht. Also selbst hosten, vernünftiges Design (zumindest ein minimales, das ich mir auch leisten kann) usw. Habe Angst, dass ich die Lust verliere, sobald die Seite fertig ist :D.
    Aber ich musste mich auch mal mit den ganzen technischen Begriffen auseinander setzen. Krass wie viele neue Wörter man da plötzlich lernt. Z.b. FTP-Server, Responsive Design usw.

  • Wie wäre es mit Agavendicksaft und Chiasamen? Grundbegriffe für die Youtube-Welt. ;-)
    und routinenmäßiges Routinen-Abfilmen.

  • Da fallen mir noch die ganzen "Swatches" der ganzen Beauty Gurus ein, wie sie sich mit Lippenstift und Lidschatten eine Kriegsbemalung auf den Handrücken zaubern! Ganz beliebt sind natürlich auch die ganzen Abkürzungen wie "OOTD", "FOTD", "DIY" oder der total unnötige Ausdruck "Haul" für seinen XXL Einkauf. Und ich muss noch anmerken, dass ich HTML liebe :D - damals schon in der Schule und auch heute noch.
    Mein von dir genanntes Lieblingswort ist übrigens definitiv Blogosphäre, weil ich da an eine deiner Instagram-Follower mit ihrem "deabo" denken musste. Vielleicht gehört dieser Begriff ja mehr zu YouTube, wo man tatsächlich abonniert und nicht nur folgt ? :D
    Liebste Grüße

  • Das passt vielleicht nicht zum Bloggen selbst, aber zu Instagram. Bevor ich die Instagramwelt betreten haben, hatte ich keine Ahnung was Shoutouts und co. sind.
    Was noch ein kleiner Post.Vorschlag von mir ist: Wie sieht es mit dem Urheberrecht aus? Es gibt so viele Accounts gerade auf Instagram, die einfach von Weheartit / Pinterest etc. Fotos kopieren ohne sich bewusst zu sein, dass es im eigentlichen Sinn eine Urheberrechtsverletzung ist.
    Wie immer ist dieser Post ein wundervoller Artikel!
    Liebste Grüße
    Lissy <3

  • Toller Beitrag, sehr informativ und gut zu lesen;)

    Der letzte Teil war witzig "Irgendein Otto..." :))

  • Viele dieser Vokabeln hatte ich gar nicht so im Kopf, was aber auch daran liegen mag, dass ich nicht über Beautyprodukte blogge. Dass sich früher oder später jeder mal an html herantrauen muss stimmt wohl. Kann da immer nur jedem raten, sich seinen template-code vorher in einer Datei zu speichern. Better safe than sorry :D
    Eines der Worte die für mich neu waren, als ich anfing (was aber auch schon knapp 10 Jahre her ist), war "blog" an sich. Ständig verstanden Leute "Block" und dachten, ich hätte einen neuen Papierblock, auf dem ich nun schreiben würde. Das war lustig, damals.

  • Ein mega cooler Post ! :)
    Ich habe grade für die Schülerzeitung einen Artikel über's Bloggen geschrieben, der diesem Text ähnlich ist :D

    Auf jeden Fall sehr cool und ich hab bemerkt, dass ich davon gar nicht so viele Worte benutzte :o aber verstehen tu ich sie trotzdem :)

  • Du hast ja so recht! Wenn ich mit meinem Herzensmann Comedy sehe, in der Internet-Hypes zum Thema gemacht werden, versteht er oft nur die Hälfte und guckt mich blöd an, wenn ich mich krümme vor Lachen. Mir würden noch die ganzen Youtube-Video-Titel einfallen, also Follow-me-around, Haul, Tutorial und so weiter. Sowas habe ich früher auch nicht benutzt.
    Ganz liebe Grüße
    Christina von http://madame-christin.blogspot.de/

  • Vielen Dank für deine Idee uns Lesern eine kleine Anleitung an die Hand zu geben. Ich bin ja auch noch neu in der Blogospähre und hab wieder etwas neues dazugelernt :)
    LG, Jackie

  • Bevor ich mit meinem Blog angefangen habe, konnte ich mit vielen Begriffen auch nichts anfangen, aber man kommt schnell rein in die Bloggerwelt und alles wird von Zeit zu Zeit ersichtlicher. Ein schöner Beitrag, der vielen Einsteigern weiter helfen wird =)

    Liebste Grüße
    Luise von http://www.just-myself.com

  • So ein toller Beitrag! Ich hatte eigentlich auch immer vor, mal einen Beitrag über meine Anfänge zu schreiben, aber irgendwie kann ich mich mittlerweile gar nicht mehr erinnern, was mir damals am meisten geholfen hätte. Deswegen habe ich großen Respekt vor dir und diesem Beitrag!

  • Hallo Joana ! Toll, dass du das mal erklärt hast :). Ich habe meinen Blog seit ca. 1 Monat und blicke jetzt noch ein bisschen mehr durch das ganze durch.

  • Liebe Joana,

    Dein Post ist wirklich super! :) gerade für "Neu-Blogger" sind super Anregungen dabei :) Danke dafür!
    Und danke für den wunderschönen Blog odernichtoderdoch :)

    Liebste Grüße
    lebenschaftlich

  • Liebe Joana, klasse Post!
    Wie wäre es noch mit den ganzen Abkürzungen wie z.B. ootd, fotd etc. eine "Vokabelliste" wie sie im Vokabelheft steht wäre supi ;-)
    Liebe Grüße

  • Oha, ich dachte ich wär informiert. Und das kommst du mit "Dupe" :D Nie gehört - Ist das denn immer was günstigeres gekauftes oder auch, wenn man etwas selbst nachmacht oder nachbaut ein Dupe?

  • Super zusammengefasst, Joanna! Da kann ja der eine oder andere noch richtig was lernen! :-)

    Liebe Grüsse,

    Doris
    Mrs Globalicious

  • Sehr schöner Blogpost!! Mir ist jeder Begriff bekannt und ich nutze sie zum Teil auch :) Was mir noch einfallen würde sind Previews, Advertorials und sponsored Posts.

    Ganz liebe Grüße aus der Blogosphäre :)
    (P.S. Ich bin erstaunt, weil mein Handy das Wort kennt...)
    Franzi

  • Eeecht, du kontrollierst die Klickzahlen jeden Tag??
    Bringt das was? Reagierst du immer sofort und schreibst nur noch über Themen, die am meisten Klicks hatten?
    Oder warum schaust du JEDEN TAG danach?

    Ansonsten - echt cooler Post! und stimmt, irgendeiner fragt IMMER „wo hast du das her“ :DDDD
    lg
    Esra

    http://nachgesternistvormorgen.de

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Veröffentlicht von
Joana

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