…du kannst das.

Im Laufe der Jahre habe ich gemerkt, dass mich an der Fotografie gar nicht so sehr das Motiv, sondern eher die Arbeit mit den Menschen und vor allem mit Mädels interessiert. Ich bezeichne mich selbst nicht als die beste Fotografin und mein technisches Wissen ist trotz ausbildung nur „das Nötigste“ – einfach weil es mir egal ist, solange das Bild am Ende genau so aussieht wie in meinem Kopf. Die Arbeit mit professionellen Models macht mir nicht wirklich Spaß, da fehlt mir der Reiz – denn das Bild sieht immer gut aus, das Model post von alleine und weiß, wie sie wirkt.
Ganz anders ist es bei Mädels, die so etwas zum ersten Mal machen und es sich vielleicht selbst gar nicht zutrauen. Ich wurde schon so oft überrascht, wie sehr die eigene Einschätzung seiner Person von dem abweicht, wie andere einen wahrnehmen. Neulich kam ein Mädchen zu mir, die mich sofort verzaubert hat, nachdem ich die Tür geöffnet habe. Ungeschminkt, lustig, wild, höflich, sympathisch und wunderschön. Aber unsicher. Sie selbst fand sich weder schön noch fotogen und hat Komplimente gar nicht ernst genommen – vielleicht aus Selbstschutz, um nicht verletzt zu werden.
Ich habe ein Bild dieser Serie bei Facebook hochgeladen – unbearbeitet – und die Reaktion war wahnsinnig schön und hat dem Mädchen hoffentlich gezeigt, wie toll sie ist.
DAS ist für mich Fotografie. Der Umgang mit Menschen, das Herantasten und Kennenlernen beim Shooting, ein Stück weit Seelsorger und Kummerkasten sein, eine gute Freundin und Vertraute. Ich möchte nicht der Dienstleister sein, der einfach seinen Job macht.
Fotografie ist für mich Umgang mit Gefühlen, Wirkung, Ausdruck. Mit Fotos setzt man ein Statement z.B. nach einer Trennung „hey ich bin stark, ich schaffs auch ohne dich“ oder nach schlimmen Erlebnissen aus der Vergangenheit „ich bin gefallen, aber ich stehe wieder auf!“ oder vielleicht in einer traurigen Phase „ich fühle mich hilflos und allein, ich bin endlos traurig, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.“
Fotos sind für mich nicht nur das Festhalten von Jugend, damit man als Oma noch weiß, wie man ausgesehen hat. Fotos dokumentieren deine Gefühle besser, als es dein eigenes Tagebuch könnte.
Bilder haben Macht, wenn man sie mit anderen teilt. Bilder können helfen, damit andere dich verstehen. Damit du dich verstehst. Ich habe mit 18 aufgehört Tagebuch zu führen und angefangen, meine Gefühle nur noch mit Bildern festzuhalten. Mit Worten kann man lügen, Tagebücher sind reiner Selbstbetrug – manche Dinge sind mit Worten nicht auszudrücken und auf dem Papier will man sie nicht sehen, weil es dann zu real ist.
Kleid: *Chicwish

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  • Schööööne Bilder, aber der Text ist nicht so meins, meine liebe Joana :p

    • dankeschön :) du meinst, weil du gern schreibst? deine lyrischen ergüsse muss man ja auch auf dem papier festhalten, das wäre zu schwer für fotos. meine simplen gedanken kann man noch ganz gut auf fotos festhalten :P

  • Hallo :)
    Ich bin erst vor kurzen auf deinen Blogspot gestoßen, aber deine Bilder haben mich sofort verzaubert. Die haben irgendwas besonderes an sich...etwas, das einen sofort gefangen nimmt..:)
    Du hast mit deinem Text völlig Recht. Die meisten Mädchen haben eine total falsche Vorstellung von sich selbst, ich selbst bin auch so ein Mädchen, aber es gibt auch immer Gründe, die die Mädchen so denken lassen.
    Ich finde deine Einstellung als Fotografin toll. Ich habe vor kurzem ein Praktikum bei einem Fotografen gemacht. Bei ihm war es so, dass er seinen Tag einfach so schnell wie möglich hinter sich bringen wollte. Ihm interessierte es nicht wie es seinen Kunden während des Shootings ging.. und das Schlimmste war, dass er danach immer über alle gelästert hat. Ich hab mich dort echt unwohl gefühlt.
    Naja..ich wollte dich jetzt nicht so voll labern ;) ich wollte eigentlich nur sagen, dass ich deine Einstellung und deine Fotografie echt bewundere :)
    Mach weiter so! :)
    Franziska

  • Toller Text. Ich bekomme das auch viel zu oft mit. Ich selbst wage halt manchmal einfach den Schritt mit verletzbar zu machen und da kommt fast nie schlechtes.
    Man sollte die eigene Schutzschale auch mal öffnen können und nicht alles abwehren.

    Die Bilder sind natürlich wieder super :)

    xoxo Rabea

  • Ein sehr wahrer Text. Du hättest echt Potenzial ein Buch zu schreiben, ich wär die erste dies kauft :P <3
    Wünsch dir ein schönes Wochenende

  • Du hast einfach nur Recht mit deinen Worten. Ich finde es toll, wie du schreibst und das immer alles genau auf den Punkt trifft. Deine Bilder drücken immer genau das aus, was du schreibst. Auf den Bildern wirkst du so richtig rein und als wärst du mit dir und einem Leben im Einklang!Das muss sich toll anfühlen, wenn es denn so ist ;)
    Ich möchte unbedingt irgendwann mal ein Shooting bei dir haben. Dein Studio ist sozusagen um die Ecke bei mir :)

  • Das was du da schreibst stimmt auf alle Fälle, allerdings denke ich, ob die Gefühle wirklich auf dem Foto eingefangen werden hängt fast zu 100 Prozent vom Talent des Fotografen ab. Ob man sich sicher fühlt und man selbst sein kann ist da unheimlich wichtig.

    Ich war so oft beim Bewerbungsfotos machen, hab mir später das Bild angesehen und gedacht: toll, das bist jetzt aber nicht du! Selbst da - wenn es nur um ein Bewerbungsbildchen geht - ist es so wichtig, ob die Chemie mit dem Fotografen stimmt. Wenn der die ganze Zeit rumhampelt und ruft: "jetzt lach doch mal, zeig mal Zähne", dann ist das einfach nur kontraproduktiv.

    Ich denke Gefühle einfangen ist gar nicht so leicht, dafür muss man schon Talent haben. Du hast es jedenfalls :)

    Liebe Grüße
    Bonny

  • Wie Recht du hast!
    Ich erwische mich oft selbst dabei, dass ich ein ganz falsches Bild von mir meinen Handlungen meinen Fähigkeiten meinem Wirken habe. Ich bin froh, das ich jemand an meiner Seite habe der mich immer wieder daran erinnert wer ich bin und mir die Selbstzweifel nimmt:)
    Liebst,
    Katrin

  • Vorneweg muss ich andeuten das ich deine Bilder und deine Arbeit sehr mag. Aber das was du oben im Text geschrieben hast, mit man würde sich selbst betrügen wenn man Tagebuch schreibt stösst mir etwas auf. Liegt vielleicht daran das ich selber Tagebuch schreibe, aber ich finde nicht jeder kann seine Gefühle auf Bildern einfangen (du kannst es) und ich muss sagen, manche können auch einfach gut andere Gefühle darstellen als sie wirklich fühlen und nicht jeder Fotograf kommt dahinter. Aber sonst ein echt guter Text, ich lese deine Texte auch immer sehr gerne :)

  • Hey Joana, deine Fotos sind wie immer schön. Aber... Bekommen wir mal wieder neue Hintergründe, als immer "nur" das Studio zu sehen? Das wäre wirklich schön <3

  • Hübsche Unterhose ;) wundervolles Kleid. Schöner Text. Bilder bzw Fotos sind...so wichtig

  • Wirklich tolle Worte gewählt und wunderbarer Beitrag! Ich glaube gerade das ist es, was deine Fotografie so bezaubernd und toll macht!
    Ich hab erst vor ein paar Tagen wieder darüber nachgedacht, wieso ich keine Modelfotos machen möchte - weil ich selbst von den "ach so perfekten" - eigentlich photoshopped Bildern die Nase voll habe. Wenn ich überlege, was ich an Fotos bearbeitet habe, als ich meine Lehrer vor 5 Jahren anfing und was ich heute noch am PC mache. Das sind eigentlich doch noch Kurven und Farbkorrekturen und der ein oder andere Pickel^^

    Ich drück meine Gefühle auch sehr gern in Selbstportraits aus. Wenn ich mir die Fotos ansehe, dann weiß ich immer genau wann es entstand, mit welchem Hintergrund und welchen Gefühlen.
    Das gleiche ist wenn ich meine Schwestern zu Minimodels umschminke, verkleide und vor die Kamera setze. Dann hab ich meist irgendwie die Schnauze voll von allem und verzieh mich praktisch in meinen Kopf, in dem aber dann ich hinter der Kamera stehen muss weil ich mal wieder mega unsicher und fast schon verzweifelt bin...
    Schon komisch was Fotografie so alles kann...
    Fotos begleiten einen einfach. Ich wollt die Ausbildung damals machen, weil ich schöne Erinnerungen schaffen wollte weil ich nen schmerzlichen Verlust hinter mir hatte und zu wenig Erinnerungen geblieben waren... das hat mich irgendwie geprägt... daraus ist dann so viel mehr entstanden und geworden...

    Wenn man sich vor der Kamera öffnen kann, kommt so viel mehr rüber als im "wahren" Leben. Vor der Kamera kann man sich nicht immer verstellen, vor allem nicht bei so einer Persönlichkeit wie dir als Fotografin :))

  • Was für ein berührender Text. Ich finde daran merkt man auch, wie sehr du hinter deiner Arbeit steht und das du es aus Leidenschaft machst. Die Bilder sind mal wieder märchenhaft schön.

    Liebe Grüße Kristina von KD Secret

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Veröffentlicht von
Joana

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