Ich bleib, wo mich keiner sieht.

Ich wohne im Moment direkt an einer von Münsters meist befahrenen Straßen – direkt an einer Bushaltestelle.

Durch unsere mickrigen Ikea Gardinen kann jeder, der sich gerade beim Warten auf den Bus langweilt in unser Chaos sehen. Soll ich mich da aufs Sofa setzen wie auf den Präsentierteller? Nein. Rollo runtermachen am helligten Tage ist ja auch blöd, schon aus Prinzip. Ich brauch zum Wohnen kein Bunker Gefühl. Natürlich kann man diese Wohnung nicht mit jeder anderen Stadtwohnung über einen Kamm scheren – aber so richtige Privatsphäre hat man in der Stadt fast nie – und das vermisse ich sehr.

Ich bin in einer Kleinstadt aufgewachsen, in der so ziemlich jede Familie einen eigenen Garten hinter dem Haus hatte. Wenn keinen Garten, dann zumindest einen Wald oder genug Natur, um auch mal allein zu sein. Allein ist man in der Stadt nie. Ungesehen auch nicht.

In der Stadt ist es laut und wuselig – zwar alles irgendwie anonymer, weil keiner sich für den anderen schert – aber allein ist man nie. Ich hatte eine Wohnung, da konnten die Nachbarn neben uns direkt ins Schlafzimmer gucken. In einer anderen Wohnung haben wir uns von Balkon zu Balkon unterhalten – übereinander und nebeneinander.

Zuhause ist es doch am schönsten. Hier bin ich aufgewachsen. Ein schlichtes Haus mit großem Garten – eher familiengerecht als dekorativ. Hier konnten wir alles machen, vom Fußballspielen bis hin zu riesigen Wasserschlachten mit Plantschbecken, Rasensprenger, Wasserbomben, Wasserpistolen und Gartenschlauch. Ob nackt oder angezogen, kreischend oder schreiend – wir hatten alle Freiheiten der Welt. Ich brauche genau das, um glücklich zu sein. Einen Ort, an dem ich mich sicher fühle und der nur für uns ist. Hohe Bäume und Büsche, die vor neugierigen Blicken schützen – hintenraus endlose Wiese mit Kühen. Hier kann ich im Schlafanzug auf dem Trampolin springen oder mich neben die Schildkröten auf den Rasen legen.

Ich liebe unseren Garten und egal wo ich mal mit meiner Familie wohnen werde – ich brauche genau so einen Ort.

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Und nein, ich spreche hier zwar von Familie, aber dieses Bild ist nicht das, wonach es aussieht, haha! (Und alle so: Oooooh maaaaan….)

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Kleid: Sheinside* // Sonnenbrille: Hallhuber // Gürtel: Pieces (alt) // Ohrringe: Felicity Design // Schuhe: Unknown

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25 Antworten zu “Ich bleib, wo mich keiner sieht.”

  1. Anni von Positiviphy sagt:

    Das Gefühl kenne ich nur zu gut! Ich bin auch in einem Haus aufgewachsen und habe mich bis heute nicht daran gewöhnt, dass man in meine Wohnung gucken kann. Ich bin schon zwei mal von freundlichen Nachbarn „erwischt“ worden, als ich mal wieder nicht nachgedacht und nur schnell nackt aus dem Bad gesprungen bin um meine Haarbürste aus dem Wohnzimmer zu holen. Immerhin haben die Nachbarn freundlich gelächelt. Doof war es trotzdem… Ich brauche später auch unbedingt einen eigenen Rückzugsort, an dem ich draußen sein kann, aber allein. Einen Ort wo man einfach mal losrennen kann, ohne das jemand es mitbekommt oder sich im Kreis drehen kann mit ausgebreiteten Armen, ohne dass man jemanden anrempelt.

  2. Jess sagt:

    Hey,

    ich kenne dieses Gefühl auch nur zu gut. Als es darum ging, ein Haus zu finden, welches wir uns kaufen, haben wir uns genau mit solchen Kriterien auf die Suche gemacht. Es ist nicht einfach, das Gefühl wiederzuentdecken, aber wenn man nur lang genug nach dem Richtigen Ausschau hält, dann findet man meistens genau das wieder, was man in seiner Kindheit so ungemein genossen hat.

    Liebe Grüße,

    Jess | www.diedenken.de

  3. Dana sagt:

    Genau die gleichen Gedanken hatte ich die letzten Tage auch.
    Ich frage mich immer warum ich mich hier in Berlin nicht wirklich zu Hause fühle.
    Es liegt genau daran, was du beschrieben hast. Ich brauche etwas kleineres als Berlin und die Natur um mich herum. Am besten in Form eines Gartens. Erst dann entfalte ich mich erst richtig & kann durchatmen.

    Irgendwann wird es wohl soweit sein. Im Moment muss es wohl erst einma Berlin bleiben.

    Liebste Grüße

  4. Iris sagt:

    Ach ja, das mit der Großstadt kenne ich nur zu gut. In der ersten Wohnung, wo ich wohnte, war direkt vor meinem einzigen Fenster ein Balkon, den meine damaligen Nachbarn auch mit benutzen durften. Also entweder Vorhänge zuziehen und in absoluter Dunkelheit leben, oder den Nachbarn den Anblick erlauben, was ich so in meiner Wohnung treibe. Jetzt in meiner neuen Wohnung ist es schon besser, auch wenn direkt gegenüber von meiner Wohnung eine Berufsschule ist. Jetzt heißt, den dünnen Sichtschutz tagsüber runterziehen, und hochziehen, wenn dort Schule aus ist. Zum Glück kommt noch genügend Licht rein. Bei sowas vermisst man wirklich das Kleinstadtleben mit dem eigenen Familienhaus und dem großen Garten 🙁

  5. Coba sagt:

    Das sind verdammt niedliche Schuhe. Schadde dass du ausgerechnet bei denen nicht weißt, woher sie sind.

  6. Marisa sagt:

    Toller Post, tolle Fotos 🙂
    Die Schuhe sind wunderschööön 😮

  7. Biene sagt:

    Wir sind auch vor kurzem aus der Stadt wieder zurück aufs Lang gezogen und ich gebe dir absolut recht: hier ist es viel, viel schöner!

    Wie immer traumhafte Bilder 🙂

    Liebe Grüße, Biene

  8. Janine sagt:

    Ich wohne momentan in einer Kleinstatd würde ich sagen und ich genieße es wenn man hier mal alleine ist, allerdings sind um die Ecke auch genügend Felder oder Wälder wo man dies sein kann. Jedoch finde ich es auch blöd, dass man nicht mal mit ungemachten haaren in den Vorgarten kann ohne das dort jemand steht der dich doof anschaut 😀

    xoxo

  9. Jennie sagt:

    In der Stadt ist man nie alleine, aber öfter mal einsam.

    Hin und wieder ein Rückzugsort, an dem man einfach mal ungestört losschreien kann, wäre schon schön. Aber als gebürtige Stadtpflanze gewöhnt man sich dran 🙂

  10. Sophie sagt:

    Kann ich gut nachvollziehen! 🙂
    „Das was, wonach es aussieht“ wäre mir gar nicht aufgefallen, hättest du es nicht gesagt! 😀

  11. Meine Knipse und ich sagt:

    Liebe Joana,
    ich verstehe gut, was Du meinst. Ich selbst wohne in einer Kleinstadt (Hemer / Sauerland, man suche es bei MAPS) und leiste mir den „Luxus“ einer teuren Miet-Wohnung in einem zwar modernen, aber „ruhig“ gelegenen Haus. Ok, die Hauptstrasse ist nur 50 Meter entfernt, aber dazwischen liegen ein kleiner Garten mit Regenteich, eine umfunktionierte alte Scheune, ein paar Bäume und noch ein parkähnlicher Garten. Und zur anderen Hausseite liegt eine große Wiese mit Pony und (bisweilen lautem) Maultier. Sonntags Morgens ist das toll, wenn man auf die Terrasse geht, den Sonnenaufgang erahnen kann und nur die zwitschernden Vögel und das Rauschen der Bäume hört. Ok, es könnte noch tiefer in der Natur liegen, aber genau so reicht es mir zum Entspannen und wohlfühlen.

    So ein Ort ist wichtig – quasi 365 Tage Urlaub daheim. Und solange ich mir diesen „Luxus“ leisten kann, werde ich hier wohl auch wohnen bleiben bzw. solange meine Eltern noch leben – die direkt Nebenan wohnen und mit denen ich mir eine Terrasse und die Aufsicht über Haus, Garten und Katzen teile :-).

    Irgendwann werde ich wohl wieder in die Anonymität einer normalen Stadt- oder gar Hochhauswohnung verschwinden. Aber hoffentlich nicht so bald.

    Liebe Grüße nach Münster und Gummersbach 🙂

    Wolfgang (TheChronist)

  12. Tessa sagt:

    Du hast so recht mit allem, was du da sagst! Ich bin auch auf dem Dorf aufgewachsen und was man da als Teenager nur noch gehasst hat, lernt man wohl erst wieder schätzen, wenn man erwachsen geworden ist. Ich wohne auch gerne in der Stadt, und mich würde es jetzt gerade definitiv nicht aufs Dorf zurück ziehen, aber irgendwann wird es vielleicht doch passieren (so wie mein Freund sich das eh wünscht :D).
    Ach, und was für ein Luxus es eigentlich ist, in einem eigenen Haus aufzuwachsen, begreift man auch erst, wenn die Nachbarn über einem den ganzen Tag rumstampfen und abends um 11 deren Waschmaschine das eigene Bad zum Vibrieren bringt…

  13. April sagt:

    Das Gefühl kenne ich auch, wir haben immer in einem kleinen Örtchen gewohnt, in dem zwar jeder jeden kennt, man aber doch seinen eigenen, geschützten Garten hinterm Haus hat. Man kann einfach mit dem „Frisch-aus-dem-Bett-Look“ im Garten Frühstücken, sich dort im Bikini sonnen und im Sommer den ganzen Tag dort verbringen, das vermisse ich jetzt, wo wir in einem größeren Ort wohnen, direkt an einer Hauptstraße, zwischen zwei Geschäften, ohne Garten. Alle meine Freunde schicken immer Bilder, wenn sie einfach im Garten sind.Ich kann nicht einmal in den Hof gehen, weil dort andere Kinder sind, die ich nicht mag. Es ist schon ein kleines Stückchen das mir von meinem Teenie-Leben genommen wurde. Wenn ich ausziehe, aufjeden Fall in eine Wohnung mit Garten, das gehört für mich einfach dazu. <3

  14. Pascale sagt:

    Liebe Joana
    Ich folge dir und diesem Blog nun schon sehr lange und in der letzten Zeit ist mir etwas aufgefallen. Ich schreibe das jetzt einfach mal.
    Die Posts der letzten Monate sind wie auch vorher schön bebildert und sprechen jeweils auch gute Themen an. Die Posts gehen jedoch oft sehr wenig auf das Thema ein, sie schneiden es an und lassen es so stehen. Mir ist selbstverständlich klar, dass nicht jeder Post mega lang, ausführlich und tiefsinnig sein kann und muss. Aber etwas mehr Infos, Überlegungen, Beipsiele eventuell Tiefgang usw. wären schön. Es ist toll, dass mittlerweile mehrere Personen hier schreiben, dass sorgt für Abwechslung. Gerade die Basteltutorials sind auch ganz süss und nett, aber durch etwas Recherche auf Pinterest finden sich nahezu die selben Ideen.

    Vielleicht ist das auch nur mir aufgefallen.

    Liebe Grüsse
    Pascale

  15. Jorinde sagt:

    Ja, das kenne ich auch nur zu gut. Ich bin in einem ganz kleinem Dörfchen groß geworden, umgeben alleine von Wald und Wiese, mit Hasen und Füchsen als Nachbarn. Das ist schon ein ganzschöner unterschied zum Stadtleben wo man alleine durch einen Blick aus den Fenster den Nachbarn gute Nacht sagen kann…

  16. Anika sagt:

    Oooooh maaaaan, ich hatte wirklich kurz gedacht es gibt große Neuigkeiten, da bin ich schon ein wenig enttäuscht jetzt 😀

  17. Jay sagt:

    Seit ich von Zuhause ausgezogen bin, vermisse ich neben meiner Familie auch den Garten und das Grillen im freien! Vorallem jetzt wo es wieder wärmer wird, fehlt mir die Möglichkeit, sich einfach mal nach draußen zu legen und zu entspannen…
    Die Bilder sind richtig schön sommerlich, das gefällt mir sehr! 🙂

  18. Lena sagt:

    Du sprichst mir damit so aus der Seele, gerade jetzt wo es wieder schön warm draußen ist, fahre ich so oft es geht nach Hause, um das alles zu genießen. Draußen im Park sitzen ist einfach nicht das gleiche…

  19. Nadja sagt:

    Ich weiß genau was du meinst.. ich bin absolutes Landkind und ich liebe unser Dorf und unseren Garten.. Vielleicht verschlägt es mich iwann auch mal in eine Stadt, wenn der Job es verlangt oder ich studiere oder oder oder, aber ich weiß jetzt schon, dass es nicht für immer sein wird.. Freundinnen von mir reden davon später in eine große Stadt zu ziehen, mindestens Hamburg oder Kiel, nur raus aus dem Dorf, weg vom Land, aber ich.. ich brauch diese Ruhe, die Möglichkeit zuhause zu tun und zu lassen was ich will, im Pool zu liegen, ohne Angst zu haben beobachtet zu werden, im nahliegenden Wald oder einfach der Natur verschwinden zu können.. und ich komm auch gerne wieder auf das Meer zurück – 20min und dann ist alles gut! 🙂
    Eine tolle Woche wünsch ich euch!

  20. Johanna sagt:

    Haha, zum Glück bin ich nicht die einzige, die denkt
    „Mega schön Schuhe, woher sind die?“
    „Ach, zum Glück schreibt Joana das immer unter die Bilder“
    „Unknown? Oh neeein“
    😀

    Aber der Text ist toll und ich kann dich total verstehen, man braucht einfach einen Rückzugsort 🙂

  21. Jacki de Ripper sagt:

    Haha Joana, „Und nein, ich spreche hier zwar von Familie, aber dieses Bild ist nicht das, wonach es aussieht, haha! (Und alle so: Oooooh maaaaan….)“ ich hab mich schlapp gelacht 😀 Das Kleid steht dir echt gut!

    xx

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