Ich schmeiß mein Studium und werd Mediengestalterin – Marie von Odernichtoderdoch

Hallo! Ich bin Marie, 23 Jahre alt und  (zusammen mit Alina) Mediengestalter-Azubine von odernichtoderdoch. Ihr werdet euch nun vielleicht fragen, warum ihr mich erst jetzt kennenlernt? Im Prinzip ist es ganz einfach – ich habe gerade erst meine Ausbildung begonnen. Mittendrin.

Warum so plötzlich? Was war davor?

Bis vor ein paar Wochen habe ich tatsächlich noch Betriebswirtschaftslehre an der FH Münster studiert. Jetzt mache ich eine Ausbildung zur Mediengestalterin. Ja, man könnte sagen zwischen einem BWL Studium und einer Mediengestalter-Ausbildung liegen Welten – in vielerlei Hinsicht.

Entscheidungen

Wie sicherlich viele von euch auch, plagte mich bereits vor, während und nach dem Abitur die große Frage „Was möchte ich werden?“. Da mir die Schule und das Abitur bis auf ein paar Fächer, wie Chemie, Bio und Physik eigentlich recht leicht gefallen sind und ich alles ziemlich gut aber nichts richtig perfekt beherrschte, habe ich mich nach dem Abitur kreuz und quer für unterschiedlichste Studiengänge beworben. Von Jura über BWL, Wirtschaftspsychologie, Lehramt, Architektur und Städtebau, Kommunikationswissenschaften und so weiter, war alles dabei. Habt ihr schon einmal so eine „Broschüre“ mit allen Ausbildungsberufen und Studiengängen, die es so gibt durchgeblättert? Man wird von der Vielzahl an Berufen die es gibt erschlagen und bei 99% kann man sich anhand der Beschreibung nichts wirklich genaueres vorstellen.

Mit der endgültigen Entscheidung ist man dann aber meist zum Glück nicht und auf der anderen Seite leider nicht allein. Da sind natürlich noch die eigenen Eltern, Verwandte, Freunde und Bekannte, die bei deiner Entscheidung mitwirken. Dinge wie „ein BWL-Studium ist eine solide Basis“, „mit einem Designstudium oder einer Ausbildung zur Mediengestalterin findet man keinen Job oder „kann von dem Gehalt nicht leben“ hörte ich nicht selten. Hinzu kommen natürlich auch noch die eigenen Erwartungen und Vorstellungen und die große Unsicherheit und Angst die falsche Entscheidung zu treffen.

Entscheidungen. Dieses Wort mit den 14 Buchstaben hat mir schon so einiges an Kummer bereitet.

Letztendlich habe ich mich nicht direkt nur für das BWL-Studium entschieden, sondern vielmehr für die Stadt – das wunderschöne Münster.

Wer nichts wird, wird Wirt

Bereits ab dem ersten Tag im Studium habe ich mich irgendwie fehl am Platz gefühlt. Ich habe zwar schnell gute Freunde gefunden und auch wirklich nette Leute kennengelernt, doch mit dem Großteil konnte ich tatsächlich nichts anfangen und die typischen Vorurteile die man gegenüber BWLern so hat, wurden oft erfüllt. Einerseits diejenigen, die nicht wissen, was sie sonst machen sollen, von denen tatsächlich schon einige das Studium bereits am Anfang abgebrochen haben. Andererseits hochengagierte oder völlig konservative Leute mit keinerlei Persönlichkeit.

Die Licht- & Schattenseiten vom Studium

Wenn man nach dem Abitur ein Studium beginnt, wird man völlig ins kalte Wasser geschmissen. Man wird quasi gezwungen schnellstmöglich selbstständig, gut organisiert und strukturiert zu werden und viel Durchhaltevermögen und Ehrgeiz mitzubringen. Aus 10 Seiten die man für eine Klausur in der Schule lernen musste wurden 1000 Seiten Skript und Literatur und aus 45 Minuten Unterrichtsstunde werden auch schon mal 180 Minuten Vorlesung. Natürlich kann man sich viele der Arbeitszeiten etc. frei einteilen, sodass man auch viel und schöne Freizeit während eines Studiums genießen kann, doch fehlt die nötige Disziplin, so kann eine Klausurenphase auch zum ziemlichen Desaster werden.

Nach dem zweiten Semester fasste ich nach einer ziemlich deprimierenden Klausurenphase den Entschluss, endlich meinen immer in mir schlummernden Traum eines Designstudiums anzugehen. Also gestaltete ich parallel zu meinem BWL-Studium eine Bewerbungsmappe wofür ich einen Zeichenkurs besuchte und versuchte endlich mein Glück. An dieser Stelle kann ich allen nur raten, die vor dem gleichen Problem stehen: Probiert es einfach aus, damit man am Ende nicht sagen kann „ach, hätte ich doch mal…“.

Leider hat es am Ende nicht für mich gereicht, also fand ich mich damit ab mein BWL-Studium durchzuziehen, was mich zwar nicht glücklich machte, doch einen wirklichen Plan B hatte ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Die einzige Motivation, die mich antrieb war die, nach dem Studium das zu machen, was mir wirklich Spaß macht. Denn neben dem Studium habe ich von Anfang an immer in kreativen Start-Ups gearbeitet. Seit Oktober sogar bereits bei odernichtoderdoch. Zuerst als Packelfe und später dann auch im Kundenservice und als „Instagram-Fotografin“.

So hat es sich dann auch ergeben, dass ich nun mein Studium abgebrochen und eine Ausbildung zur Mediengestalterin bei odernichtoderdoch mache. Glaubt mir, das war auch keine einfache Entscheidung – denn wenn man im Studium schon so weit gekommen ist (unglücklich oder nicht), überlegt man sich zweimal, ob man alles hinwirft. Der wichtigste Punkt, der mir bei meiner Entscheidung geholfen hat: Ich war nicht glücklich. Und das wollte ich ändern.

Mein Rat: Erst Studium oder Ausbildung?

Auch wenn ich jetzt erst ein paar Tage lang offiziell Azubi bin, kann ich jedem ans Herz legen erst einmal eine Ausbildung zu machen, wenn man sich nicht sicher ist, was man studieren möchte oder in welche Richtung man gehen will. Zum einen hat man so schon einmal einen Grundstein gelegt und zum anderen verringert sich der Druck bei einem späteren Studium, da man immer einen Plan B hat.

Für mich kann ich sagen, dass ich mich lange nicht mehr so glücklich und zufrieden gefühlt habe. Ich muss mich noch daran gewöhnen, dass ich plötzlich völlig interessiert im Berufsschulunterricht sitze und die Pflichten und die Arbeit mir unheimlich viel Spaß und Freude bereiten. Mein Gefühl sagt mir, dass dies genau der richtige Schritt war. Doch dazu muss man sagen, ich bereue auch nichts und bin an dem Studium wirklich gereift und habe viel dazugelernt.

Traut euch, eure Träume zu verwirklichen – egal, was die anderen sagen. Man muss bei so etwas einfach auf sein Bauchgefühl hören und darf sich bei Misserfolgen nicht unterkriegen lassen.

Wie sagt man so schön? Hinfallen ist keine Schande, nur liegen bleiben.

Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht oder steht ihr gerade vor der „großen“ Entscheidung?

Eure Marie

View Comments

  • Hallo ??
    Ich finde deine Entscheidung echt super, da kannst du stolz auf dich sein! Ich wäre gerne so mutig, wie du... Doch leider stehe ich mir selber dabei sehr im Weg! Ich kann mich schnell für etwas begeistern, doch nach kurzer Zeit und ganz viel nachdenken kommen die Zweifel, was ist wenn ich versage, mich noch einmal umentwickelnde, es doch nicht das richtige es ect..

    Woher hast du gewusst was du machen möchtest und hast auch die Stärke gefunden es durch zu ziehen?

    Ich wünsche dir ganz viel Spaß bei deiner Entscheidung und freue mich schon sehr mehr von dir zu hören und sehen ?
    Liebe geüße janine

    • Liebe Janine,
      vielen Dank für deine lieben Worte. Glaub mir, auch für mich war es überhaupt keine leichte Entscheidung. Immerhin brauchte ich einige Jahre, um diesen Schritt zu wagen. Bei mir war es einfach das Bauchgefühl und weil ich mich bei odernichtoderdoch ohnehin so wohl gefühlt habe. Man könnte sagen bei mir hat sich ein Kippschalter umgelegt, wo plötzlich alle Ängste und Zweifel verschwanden. Viel hängt glaube ich auch damit zusammen, dass man oft die Erwartungen anderer erfüllen möchte und sich somit total einschränkt. Und leben wir nicht alle nur einmal :)? Heutzutage ist es glaube ich völlig normal, dass man sich ständig weiterentwickelt - und das ist auch gut so.

      Schalte einfach für einen Moment deinen Kopf aus und höre auf dein Gefühl :).

      Ich wünsche dir, dass du dieses Gefühl ganz schnell bekommst.

      Liebe Grüße,
      Marie <3

  • Sehr schön geschrieben, ich fühl so mit dir. Ich habe nach 3 Semestern Politikwissenschaft hingeschmissen (wie kam ich eig auf Politik xD) und dann eine schulische Ausbildung zur Grafikdesignerin angefangen und letztes Jahr abgeschlossen. Jetzt bin ich im Ausland und schließe dieses Jahr mit dem Bachelor ab.
    Das hat alles sehr viel Mut erfordert und ganz viel "was wäre wenn" und "was ist wenn das und jenes passiert". Es ist immer die richtige Entscheidung wenn man nicht glücklich ist und es ist schön zu lesen, dass du deinen Platz gefunden hast :)

    • Liebe Meritt,

      dankeschön :). Es ist so spannend und erleichternd zu lesen, dass es nicht nur mir so geht. Schön, dass du deinen Weg gefunden hast! Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg bei deinem Bachelor :)

      Liebe Grüße,
      Marie

  • Liebe Marie,

    ich finde diesen Beitrag von dir so wundervoll, es mag sein das es vielleicht auch daran liegt, das ich selbst in so einer Situation stecke, ich aber diesen Schritt nicht gehen kann weil ich alles auf einen Schlag verlieren würde. ich würde so weit gehen und behaupten das ich sogar meine Familie, Freunde verlieren würde weil sie es einfach nicht verstehen würden. Ich stehe jeden morgen auf und fühle mich nicht wohl mit dem was ich tue. Ich habe das Gefühl ausbrechen zu müssen und meinen Traum zu Leben, der einfach wo anders sein würde. Dinge zu riskieren um vielleicht sein wahres Glück zu finden, was einen erfüllt. Ich bin auf der Suche nach diesem Gefühl das mich vollkommen macht und das mich spüren läßt das ich angekommen bin. Dafür würde ich viele Chancen nutzen , um auszutesten ob es das sein wird.. Bis dahin bleibe ich gefangen aber dein toller Text hat mich für ein moment Träumen lassen, von etwas das besser ist. Dank dafür Marie, ich wünsche dir alles alles liebe dieser Welt. Mary

    • Liebe Mary,
      ich weiß, wovon du redest. Anfangs habe ich mich auch nicht getraut etwas zu sagen und natürlich wird es immer Menschen geben, die mit deiner Entscheidung nicht einverstanden sind, doch letztendlich ist es dein Leben. Und egal welche Entscheidung du triffst, es sollte den anderen keinen Grund und kein Recht der Welt geben sich gegen dich zu stellen. Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du es schaffst glücklich zu sein und dich traust die richtigen Entscheidungen zu treffen. Und noch viel mehr wünsche ich dir, dass egal was passiert, es immer jemanden gibt der dich und deine Entscheidungen bedingungslos akzeptiert. Lebe deine Träume und vertraue auf die positiven Dinge im Leben. Für dich auch nur das beste :) Deine Marie

  • Wow, das ist wirklich ein großer Schritt, den du gegangen bist. Im Hintergrund immer Menschen, die Zweifeln, ob du deine Entscheidung wirklich gut überdacht hast (als ob man selbst nicht schon genug zweifelt) ich finde es toll, so mutig zu sein und sich vielleicht auch mal gegen einen Rat von außen zu stellen. Ein Job, der einen glücklich macht ist sehr viel mehr wert als Geld. Man verbringt so viel Zeit auf der Arbeit, dass diese einem wirklich Spaß machen sollte! Ich wünsche dir ganz viel Glück, Freude, Erfolg und Spaß bei odernichtoderdoch :)

    Fenja

    • Liebe Fenja,

      ja genau der Meinung bin ich auch :). Man denkt immer Geld sei das einzige, was glücklich macht - doch dem ist keineswegs so. Zudem kann man doch auch nur wirklich erfolgreich mit Dingen sein, die einem wirklich gut liegen und Spaß machen.

      Ich danke dir und sende dir viele liebe Grüße,
      Marie

  • Hut ab! für deine Entscheidung. Ich hab letzte Woche meine Kündigung abgegeben und fühle mich seitdem wie befreit (auch wenn die ferne Zukunft noch ungewiss ist). Nur der Weg bis dahin war echt hart. Ich wünsche jedem den Mut, sich fürs Glücklich sein zu entscheiden. Dir alles Gute :)

    • Liebe Katharina,

      das mit der ungewissen Zukunft kenne ich, doch vielleicht sollte man manchmal einfach nur im Hier und Jetzt leben :). Das erspart einem auf jeden Fall das ganze Kopfzerbrechen. Glückwunsch zu so viel Mut und viel Erfolg für deinen weiteren Weg :).

      Liebe Grüße,
      Marie <3

  • Liebe Marie,
    ein sehr schöner Beitrag! Ich denke, so wie dir geht es leider viel zu vielen, doch leider schaffen nicht alle so super wie du den Absprung in ein Leben, das sie wirklich glücklich macht. Viele geben sich dann einfach mit dem zufrieden, was sie haben und unterdrücken ihren Wunsch nach einem Beruf, den sie lieben. Deshalb finde ich es auch wirklich beeindruckend und schön, dass du es geschafft hast, deine "Komfortzone" zu verlassen und dir das zu suchen, was besser zu dir passt!
    Viele liebe Grüße
    Leonie von glowing

    • Liebe Leonie,
      danke für deine lieben Worte. Es hat lange gedauert, bis ich verstanden habe, dass es mein Leben ist und ich das tun muss, was mich glücklich macht und nicht das, was andere vielleicht von mir erwarten. Aber besser spät als nie - und das möchte ich auch anderen mit auf den Weg geben :).

      Liebe Grüße aus Münster sendet dir
      Marie

  • Liebe Marie,
    danke für diesen Blogeintrag! Ich kann mich darin so gut wiederfinden. Ich selber habe vor zwei Jahren mein Abitur gemacht und danach einfach mal Biologie studiert, weil ich in der Schule gut darin war... Habe es nach einem Semester wieder abgebrochen und mich neu orientiert. Psychologie, Medizin, Jura, BWL, für mich kam fast alles in Frage, weil mich alles irgendwie irgendwo interessiert und ich mich schnell für Sachen begeistern kann.
    Ich fange jetzt zum Sommersemester an Jura zu studieren, und bin mir genauso unsicher, wie vorher. Aber ich weiß, wenn es mir keinen Spaß macht, werde ich nicht weitermachen.
    Aber was dann? Die Zeit rennt davon.

    Ich bewundere deine Entscheidung sehr und bin mir auch ziemlich sicher, dass du die richtige getroffen hast! Ich wünsche dir alles Gute für deinen weiteren Weg und man sollte seine Träume, die man mal hatte, und vielleicht aus Vernunftsgründen oder durch äußeren Einfluss verdrängt bzw nichtig gemacht hat, nie aus den Augen verlieren.

    Ich hab nämlich seit ich klein bin auch Träume: Fotografie, Reisen, mit gleichgesinnten Menschen zusammenarbeiten, einen Beruf ergreifen, der Spaß macht, und das machen, was man wirklich möchte und wo man mit Herzblut drinsteckt.
    Hachja, schon witzig, dass ich das schreibe und jetzt bald dieses Studium angehe. Aber ich denke mir, es schadet mir nicht, und ich werde merken, ob es passt oder nicht. Es sind Erfahrungen, an denen ich wachsen kann. Man muss dann nur den Mut haben, seinen Träumen nachzugehen und diesen Mut hattest du!
    Und Angst vor der Zukunft? Braucht man dann eigentlich nicht mehr zu haben, weil wenn man etwas tut, das man liebt und das man gut kann, dann strengt man sich auch an und man wird Erfolg damit haben.

    Ich wünsche dir nur das Beste für die Zukunft und bei odernichtoderdoch kann man glaube ich nur glücklich werden :-)

    Allerliebste Grüße,
    Annika

    • Liebe Annika,

      danke für deinen Kommentar. Du solltest keine Angst davor haben, dass das Jura Studium eventuell nicht das richtige ist - wie soll man sowas auch vorher wissen :). Und genau, man reift und wächst mit seiner Lebenserfahrung und hinterher ist man sowieso immer schlauer ;). Aber Fehltritte können einen auch total stärken und den richtigen Weg zeigen. Deshalb habe Mut deine Träume zu verwirklichen!

      Ich wünsche dir auch alles Liebe für die Zukunft und einen hoffentlich tollen Start ins Studium.

      Liebe Grüße,
      Marie

  • Fantastischer Beitrag. Ich erkenne mich total wieder ;) (Vom Gesundheitsmanagement Bachelor zur Fotografin und Fotoredakteurin!)
    Du hast alles richtig gemacht. Ich wünsche dir einen guten Start für den Beginn (d)eines neuen, schönen Lebens!
    Lisa

  • Super Beitrag! : )
    Mir ging es gebau so wie dir, nur dass ich nur ein Semester studiert hatte um dann Mediengestalter zu werden : ) und trotz der schweren Zeit in der Ausbildung (unfähiger Ausbilder - musste mir alles selbst beibringen...) bereue ich es absolut nicht! Und was mache ich jetzt? Ich studiere wieder, aber dieses Mal etwas was mir wirklich Spaß macht, und selbst wenn es nicht klappen sollte kann ich immer noch in meinem Beruf arbeiten : )

  • Liebe Marie,

    danke für diese ehrlichen Worte! Ich bin auch 23 Jahre alt, war in der Schule immer eine der Besten und wusste ganz genau, was ich werden will. Jetzt - 5 Jahre nach dem Abitur - passt meine ursprüngliche Zukunftsplanung nicht mehr zu mir. Ich wollte habe damals davon geträumt, beruflich die Welt zu bereisen, überall die Beste zu sein und vor allem für die internationale Karriere zu leben. Große Pläne, die mir auf einmal nicht mehr erstrebenswert erscheinen. Ich habe im letzten Jahr einen ziemlichen Schicksalsschlag erlitten, bin mir der Endlichkeit von Leben konfrontiert worden und habe meine Familie und meine "Liebsten" noch einmal neu zu schätzen gelernt. Die große Karriere auf biegen und brechen reizt mich nicht mehr, ich will einen Job der mich zufrieden macht - aber genug Zeit und Raum lässt für meine Liebsten. Ich will nicht mehr jahrelang im Ausland rumschwirren - und wenn doch, dann zusammen mit meinen Lieblingsmenschen. Doch was sagen "die anderen" wenn ich beim nächsten Treffen erzähle, dass aus meinen tollen, ehrgeizigen Plänen nichts wird und ich doch nur etwas gewöhnliches machen will? Habe ich versagt?
    Ich schwanke aktuell noch hin- und her, ob ich den Schritt wirklich wagen soll und dein Posting inspiriert mich jetzt in diesem Moment dazu, dass man mit 23 nicht unbedingt mit den Entscheidungen leben muss, die man mit 18 getroffen hat, dass etwas zu ändern keine Schande ist, kein versagen.
    Danke liebe Marie, ich wünsche dir alles Gute für deine Zukunft als Mediengestalterin. Ich bewundere deinen Mut, diesen Schritt zu gehen. Man sollte viel häufiger in sich hinein horchen, ob man noch glücklich ist.
    Liebe Grüße,
    Julia

  • Das ist ja so schön, dass du so deinen Weg gefunden hast! Ich freu mich richtig für dich mit!
    Auch ich bin gerade in so einer Phase, finde nur leider momentan nicht den richtig Weg... Aber es motiviert mich, dass zu lesen und macht Mut. Denn Mut haben ist dabei so wichtig!
    Bin gespannt mehr von dir zu hören.

  • Wirklich ein sehr schöner Beitrag. Stehe auch vor der Entscheidung Studium oder Ausbildung? Habe mich jetzt auch erst mal für die Ausbildung entschieden, um einen Fundament zu haben. Du hast mich mit diesem Beitrag total in meiner Entscheidung bestärkt, so dass ich mir nun endgültig sicher bin das Richtige zu tun. :)

    Liebe Grüße
    Jenny

  • Ich befinde mich in der gleichen Situation. Ich bin von einem kleinen Dörfchen östlich von Berlin (eigentlich schon fast in Polen) nach Rostock gezogen um hier Agrarwissenschaften zu studieren. Nach meinem Abi 2014 habe ich ein FÖJ gemacht, welches mir mein ganzes persönliches Glück raubte. Ich verlor meine Freunde, meine Persönlichkeit.. 3 Wochen am Stück ohne Kontaktmöglichkeit zur Außenwelt und nur Geschreie und strenger Umgangston. Ich war so unglücklich. Selbst danach stellte sich keine Gelassenheit bei mir ein. Nicht einmal über meinen Studienplatz freute ich mich. Irgendwie schwebte mir wohl schon im Hinterkopf die Frage entgegen "Ist es wirklich das, was du willst?". Für mich war klar, dass es irgendwas mit Tieren sein muss, denn das liegt mir. Aber immer mehr bekam ich den Gedanken, dass ich mich dieser Marterie lieber nur privat widmen sollte, statt beruflich.
    Ein halbes Jahr später kann ich ganz klar NEIN sagen. Ich komme mit den Leuten nicht zurecht (solche Ponypüppchen oder Leute, die nicht einmal bis 5 zählen könen (entschuldigt mich bitte). So lief ich alles scheifen und saß Tag ein Tag aus in meiner Wohnung und sah meinen Freund dabei zu, wie er die Nerven wegen mir verlor.
    Jetzt hab ich es aber satt. So will ich nicht mehr leben, denn das kann man nicht Leben nennen. Ich habe einige Maßnahmen ergriffen. Vor meinem FÖJ war ich sehr ausgeglichen und fröhlich. Zu dieser Zeit schwappte das Journaling (Pinterest sei dank) zu mir herüber, also ich schrieb in einem schönen Notizbuch nieder, was mich bedrückte, tobte mich dazu mit Washi Tape und Illustrationen aus. An dem knüpfte ich an und bin nun seit einigen Wochen wieder dabei. Ich dachte intensiv darüber nach, was mich damals glücklich machte, schrieb es auf und halte mich fest an diese Liste.
    Mein Studium breche ich bald ab. Ich bewerbe mich fleißig und habe schon morgen mein erstes Bewerbungsgespräch. Ich sehe mich in naher Zukunft im Büro sitzen, aber das ist total okay für mich. Ich mag Büroarbeit sehr. Dann habe ich abends immernoch genug Lust und Energie für andere Dinge.
    Tja, so lief das bei mir. Von "Ich will unbedingt was mit Tieren machen", zahlreichen Tierarztpraxis-Praktikas, einem FÖJ bis zu einem landwirtschaftlichten Studium. Und nun gehe ich ins Büro. Auch gut - Hauptsache ich bin glücklich.

    Liebe Grüße
    Christin

  • Perfektes Timing!
    Ich stehe momentan vor einer ähnlichen Entscheidung...nur das ich nicht studiere sondern bereits eine Ausbildung gemacht habe, die mich momentan 0 weiter bringt. Jetzt überlege ich auch, ob ich eine Ausbildung (auch mit 23) zur Mediengestalterin machen soll oder nicht :-D

    Danke für diesen tollen Beitrag, da fühle ich mich gleich gestärkter das anzupacken was mich weiter bringt im Leben und ein Stück näher an meine Träume ;-)

    ganz liebe Grüße an dich und das gesamte Team ;-)
    Jessy

  • Eine sehr bewegende, aber irgendwie auch schöne Entwicklung, die du durchlebt hast.
    Mir ging es nach dem Abitur ähnlich, durchschnittlicher Abschluss, mit Interessen in unterschiedlichen Bereichen. Allerdings wusste ich schon Monate vor dem letzten Schultag, dass ich nach München gehen werde, meine Heimat verlasse und in die "Fußstapfen" meiner Mama treten werde. Ich hatte meinen Ausbildungsplatz sicher, Vertrag unterschrieben, der Familie und den Freunden davon berichtet. Nun begab ich mich auf die Suche nach einer Wohnung, wohlgemerkt für zwei Personen, da mein Freund in München arbeitet und wir ab dem Zeitpunkt auch in der Woche über zusammen wohnen wollten. Nach tausenden Anfragen, Hunderten Besichtigungen und genauso vielen Absagen musste eine Entscheidung her. Es waren noch zwei Monate Zeit, um eine Wohnung zu suchen, notfalls erst einmal auch im Wohnheim oder in einer WG- ALLEIN.
    Die einzige Option: eine Ausbildung zu Hause im (schönen) Sachsen zu suchen- für mich kam ein Studium einfach nicht in Frage!
    Die Wohnungssuche raubte mit der Zeit zu viel Kraft, es gab kein anderes Thema mehr, zu viele Streitigkeiten auf Grund des Themas.
    Also musste Plan B her!
    Dabei war der Gang zum Arbeitsamt der allerschwerste, ich bekam Hilfe bei der Suche, die mir aber nur gering weiter half. Auch kam, auf Grund des Arbeitsplatzmangels, nun eine medizinische Ausbildung nicht mehr in Frage. Es folgten zahlreiche Vorstellungsgespräche. Glücklich damit war ich jedoch nie!
    Bis ich auf eine mittelständige Veranstaltungsagentur traf, das Gespräch lief super, stundenlange Gespräche, Kaffee und Kuchen, die Chemie stimmte! Ich bekam meinen Vertrag und unterschrieb diesen 2 Tage vor Beginn der Ausbildung. Ich sollte nun also Veranstaltungskaufffrau werden.
    Ich war dabei zu akzeptieren, dass München ein großer Traum bleiben musste!
    Mittlerweile (nach 1,5 Jahren) kann ich sagen, dass ich über die Entscheidung ziemlich glücklich bin und auch alle anderen mehr als glücklich sind, dass die Tochter, Enkelin und Schwester (wieder) da ist.
    Allerdings bleibt ein kleiner, fader Beigeschmack und die Enttäuschung "versagt" zu haben immer noch..

  • Warst du im Abi nicht so hell studierst du anschließend BWL. Auch einen Spruch den ich als Studentin der Wirtschaftswissenschaften ganz oft höre. Auch wenn ich meistens ein besseres Abi habe als die Leute von denen ich mir das anhören muss. Aber Noten sagen nichts über können aus. Ich frage mich warum Leute sich darauf versteifen. Auch ich wusste nach dem Studium nicht wo es hingehen sollte. Aber im Fachbereich Marketing habe ich genau die Mischung an Kreativität und Theorie gefunden die ich brauche. Inzwischen sind 5 Semester um und 90% der Fächer finde ich noch immer einfach ätzend. Produktion, Logistik, Jahresabschluss... Aber ich weiß das ich da durch muss weil es eben ein Fach gibt, das mich anspricht und auf das ich dann im Master vertiefen kann. Ich finde deinen Schritt wirklich mutig. Ich hätte es mir wahrscheinlich nicht getraut abzubrechen. Obwohl ich zu Anfang auch unzufrieden war. Für mich war es aber genau das richtige weiter zu machen denn jetzt weiß ich wo es hin gehen soll :-) Mein geheimer Traumjob ist bei euch oder 100tausendlux in der Marketingabteilung ? Ich wünsche dir aufjedenfall viel Erfolg bei der Erfüllung seines Traumes und noch einmal Hut ab für deinen Mut!

    LG Laura

  • Ich habe auch zuerst eine Ausbildung zur Medienkauffrau Digital und Print gemacht und bin mit diesem Schritt mehr als zufrieden. So konnte ich mich in verschiedenen Bereiche austesten und wusste dann, was mich ganz genau interessiert und wo meine Stärken sind. Mittlerweile arbeite ich weiterhin in einem Verlag und mache ein Fernstudium. Das ist zwar sehr stressig, aber ich mache genau das, was ich will und ich weiß jetzt auch, wofür ich das mache. In einem Jahr habe ich das Studium geschafft und ich kann mir keinen besseren Berufsweg wünschen. Mein Fazit: ich empfehle auch zuerst eine Ausbildung!! :-)

  • Hallo liebe Marie,
    Ich hab zwar vorher nicht bwl studiert, aber Kunst und Technik in enschede und war damit überhaupt nicht glücklich. Zum Glück musste ich im dritten Jahr ein Praktikum über fünf Monate machen und landete so in einer Werbeagentur, die ich dann auch erst nach fünf Jahren wieder verließ. Meine Chefs waren so zufrieden, das ich ohne Probleme dort meine Ausbildung machen konnte. Nie kam mir vorher in den Sinn, das ich kreativ bin, aber was soll ich sagen, ich liebe meinen Job. Heute arbeite ich in einem relativ großen Unternehmen und kümmer mich dort um den Print Bereich. Manchmal fehlt es mir schon, viele unterschiedliche Dinge zu gestalten, nehme dafür aber jede Anfrage für einladungskarten an.
    War übrigens auch in Münster auf der Berufsschule.
    Ich wünsch dir viel Spaß und ganz viel Erfolg.
    Nina

  • Liebe Marie, Glückwunsch zu deiner Entscheidung, die Weichen neu zu stellen: Das braucht Mut! Große Klasse, dass du nicht auf den vermeintlich sicheren Weg gesetzt hast, sondern einfach noch mal über Los gegangen bist :) Ich werde im Herbst mein zweites, dieses Mal geisteswissenschaftliches Studium beginnen – parallel zu meiner beruflichen Selbstständigkeit als Grafikerin. Denn genau das "ach hätte ich doch mal", von dem du schreibst, hat mich die letzten Jahre verfolgt. Nun habe ich beschlossen, mit 31 doch noch mal zur Uni zu gehen und genieße jeden Tag die Vorfreude im Bauch :) Hab ganz viel Spaß in deiner Ausbildungszeit! Und hör nie auf, zu suchen und zu träumen :) Liebe Grüße! Kea

  • Ohhjaaa... je länger ich deinen Text gelesen habe, desto mehr hab ich mich wieder erkannt.. ich studiere zwar nicht aber habe jetzt seit fast einem Jahr mein Abi hinter mir, bin mitten in einem FSJ und habe trotzdem keine Idee was ich machen möchte. Alle reden auf mich ein, alle haben einen anderen Vorschlag und ein anderer hat an diesem Vorschlag wieder was auszusetzten.
    Ich kann dich also voll und ganz verstehen und hoffe dass ich auch bald meinen Weg finde.. dein Text hat mir zumindest wieder Hoffnung gegeben! Danke dafür?
    Ganz liebe grüße, Hannah :))

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Veröffentlicht von
Joana

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