Wie läuft so eine Imageproduktion ab

Auf diesen Post freue ich mich schon sehr lange und heute ist es endlich so weit! Heute ist der große Relaunch von Jumpster, den wir als Agentur rundum betreut haben. Als ich mich vor drei Jahren als Portraitfotografin selbstständig gemacht habe, hätte ich mir niemals vorstellen können, einmal Creative Director meiner eigenen Agentur zu sein. Aber manchmal entwickeln sich die Dinge einfach im Leben und man wächst in Aufgaben herein, die man sich nie erträumt hätte.

Da viele von euch wahrscheinlich noch nie einen Einblick hinter die Kulissen einer Imageproduktion bekommen haben, möchte ich euch heute mal erklären, wie das Ganze so abläuft und wie viel Arbeit und wie viele Personen hinter einer solchen „einfachen Fotostrecke“ stecken.

Zuerst mal haben Niklas und ich uns mit dem Kunden zusammengesetzt, um Ideen für einen neuen Internetauftritt und Markenpräsentation zu sammeln. Bevor das Ganze überhaupt konkret wird, benötigt so etwas viele Skype Konferenzen, Telefonate, Emails und erste Moodboards. Dann kommt der für mich schönste Teil: Ich darf mir überlegen, wie ich die Marke definieren und präsentieren würde. Was möchte der Kunde aussagen? Welche Zielgruppe möchte er ansprechen? Was macht seine Leistung oder seine Produkte aus? Wie ist die jetzige Internetpräsentation? Wie ist die Ansprache auf den Social Media Kanälen? Regional oder International? Sachlich oder Emotional? Welcher Bildstil? All solche Fragen sind dann für mich wichtig, um ein Moodboard, Skizzen und Definitionen anzulegen. Das kann gern schon einmal ein zwei Tage dauern, bevor das Konzept mit dem Kunden abgesprochen wird. Anhand von Pinterest Boards und ersten Photoshop Entwürfen stelle ich dann meine Ideen vor. Erst wenn alles abgesegnet ist, kann die eigentliche Planung beginnen.

Wo wird das Ganze gemacht? Wie soll die Location aussehen? Wenn man eine gefunden hat, darf man die auch gewerblich nutzen? Welche Models, wie alt und wie viele? Wo findet man die Models? Passen sie zum gewünschten Bildstil und der Zielgruppe? Welchen Fotografen für die Bildstrecke? Video? Webseitengestaltung? Neue Bilder von den Produkten für den Shop? Welche Produkte sollen auf der Bildstrecke gezeigt werden? Welche Accessoires müssen noch für die Location besorgt werden? Wo bekommt man die her? Wie viele Assistenten brauchen wir? Wie sichern wir die Bilder vor Ort? Wer sorgt für die Verpflegung? Wie bekommen wir Requisiten, Equipment und Leute zur Location und zurück? Wie viele Tage brauchen wir für die Umsetzung, wie viele für die Postproduktion? Visagistin? Catering? Passen den Models die Klamotten? Muss noch ein Fitting gemacht werden? Wie viele Bilder werden nachher für die Internetseite gebraucht und in welchem Format? Welche für Social Media, für Print oder Messen? Fragen über Fragen.

Unzählige Telefonate, Skype Konferenzen und viele viele Emails später ist es dann soweit.

Es ist Freitag und die erste Ladung Deko und Essen wird inklusive Kim und mir nach Düsseldorf in die extra für den Zweck gebuchte Location gefahren. Es ist Mitternacht und Niklas muss wieder nach Münster zurück, um morgen früh um Sieben Jessica und Jonas inklusive Equipment mit nach Düsseldorf zu nehmen, während Kim und ich bereits vor Ort die Location putzen, aufräumen und fotofertig machen. Frühstück für das Team muss natürlich auch vorbereitet werden! Um 9 Uhr sind wir zu fünft und bauen die Location gemeinsam aus, testen Bildwinkel und Lichteinfall. Dann kommt die Fotografin Sonja voll bepackt aus Berlin und wir schleppen erstmal jede Menge Technik bis in das Dachgeschoss. Um 10 kommen Alex und Marko, unsere Models für den ersten Tag, zusammen mit der Visagistin Ilonka.

Der Tag ist durchgeplant und ich bin dafür verantwortlich, dass die Bilder exakt so umgesetzt werden, wie ich es mir vorgestellt habe. Als Fotograf ist das ein ganz anderes Arbeiten. Man gibt Ideen und Bildstil vor und ein anderer Fotograf macht die Bilder. Hier muss man sich natürlich blind vertrauen können und wissen, was die Stärken des Anderen sind. Ich kenne Sonja seit ich 18 bin, denn sie hat im gleichen Studio gelernt wie ich und hat mich seit meinem ersten Tag meiner Ausbildung quasi an die Hand genommen. Ich habe von niemand anderem so viel gelernt wie von ihr, sowohl was die Technik als auch das menschliche betrifft. Sonja gibt einem immer ein beruhigendes Gefühl und hat mit ihrem strahlenden Lachen immer sofort alle auf ihrer Seite. Wenn ich also jemandem zum ersten Mal das Fotografieren überlasse, dann ihr. Weil ich wusste, dass es dann besser wird, als ich es selbst gekonnt hätte. Ich weiß wo meine Stärken liegen und wo meine Schwächen. Über einen Zeitraum von zwei Tagen durchgetaktet feste Settings zu fotografieren hätte ich mir nicht zugetraut. Ich bin jemand, der besser emotional und impulsiv arbeiten kann, brauche Freiheiten und die Möglichkeit zu experimentieren. Die war hier nicht gegeben, hier musste alles stimmen. Darum habe ich mir Sonja als Unterstützung geholt und das Ergebnis ist genau so geworden, wie ich es mir vorgestellt habe.

Das Arbeiten mit einem echten Pärchen wie Alex und Marko macht wirklich Spaß. Wenn ich euch einen Tipp geben kann: Echte Emotionen kann man nicht mit einem Modelpärchen umsetzen. Bei einem echten Pärchen gibt es keine Distanz, kein schlechtes Gewissen (was sagt mein Freund dazu, wenn er die Bilder sieht…?) und kein Zögern, wenn es um Kussszenen geht. Echte Gefühle kann man einfach nicht modeln. Darum haben wir bei Facebook nach einem echten Pärchen gefragt und viele tolle Einsendungen bekommen. Das war schwieriger als gedacht, denn es musste ein echtes Pärchen sein, zur Zielgruppe passen und nicht zu jung sein. Sie mussten an dem Wochenende Zeit haben und die Anreise nach Düsseldorf auf sich nehmen. In der Organisation war dieses Thema neben der passenden Location fast das schwierigste!

Was zählt, ist der Moment. Das Setting, das mir am wichtigsten war, musste vom Zeitpunkt perfekt stimmen. Der Sonnenuntergang auf dem Balkon! Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Wetter und haben jede der kostbaren Minuten golden hour nutzen können.

Es ist fast 22 Uhr und die Müdigkeit ist allen Beteiligten anzumerken. Show must go on, jetzt kommt das große Finale!

Tag 2, 9 Uhr. Alle sehen noch etwas verquollen aus, sind aber guter Dinge. Die Hälfte ist schon im Kasten! Heute wird es einfacher, denn es wurde nur eine Person fotografiert und wir wollten ein bisschen freier Arbeiten und hatten keinen so festen Rahmen, was die Settings angeht. Es wird Tassenweisen dekorativer Kaffee angerichtet (merke: Kakaopulver auf Milchschaum sieht eklig aus…) und Decken und Kissen von A nach B geräumt. 

Ohne Jonas gehn wir nicht mehr aus dem Haus. Jonas ist quasi mein männliches Gegenstück in Bewegtbild. Ich finde es immer wieder faszinierend, er setzt das, was ich im Kopf habe ohne ein Wort um. Als würden wir das gleiche sehen, mit dem gleichen Gedanken. 

 
Um 18 Uhr waren wir ungefähr durch. Mit den Bildern und auch mit uns selbst. 2 Tage anhaltende Konzentration und Anspannung hinterlässt seine Spuren. Müde aber glücklich haben wir dann wie die Ameisen dafür gesorgt, den Ursprungszustand der Wohnung wieder herzustellen. Dafür, dass man zeitweise kaum noch den Boden sah, haben wir das ganz gut hinbekommen! Wir haben die Bude auf jeden Fall sauberer hinterlassen, als wir sie vorgefunden haben.

Da Janine selbst auch mit dem Auto angereist war und Sonja über Münster zurück nach Berlin gefahren ist, haben wir zum Glück all unserem Kram inklusive müdem Team mit nach Münster bekommen. Ich hoffe ihr fandet diesen kleinen Einblick interessant und konntet ein paar Dinge mitnehmen, die ihr vorher noch nicht wusstet!

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Das Ergebnis unserer Arbeit findet ihr hier:

Jumpster Home // Jumpster Shop // Jumpster Instagram // Jumpster Facebook

 Konzept/Planung/Umsetzung/Postproduktion:

Joana Gröblinghoff, Niklas Heinen

Producer: Niklas Heinen
Creative Director: Joana Gröblinghoff
Fotos: Sonja Hornung
Postproduktion: Joana Gröblinghoff
Setdesign: Jessica Schäfer, Joana Gröblinghoff
Videos: Jonas Hofmann
Webdesign: Judith Frietsch
Programmierung: Stefan Borchert
Visagistin Tag 1: Ilonka Kraus
Requisiten: Lisa Nieschlag
Models Tag 1: Alexandra und Marko
Model Tag 2: Janine (Lichtpoesiegesicht)
Catering: Kim Heinen
Models Lookbook: Janine (Lichtpoesiegesicht) und Nils
Fotos Lookbook: Melisa Balderi, Joana Gröblinghoff
Assistenz: Jessica Schäfer
Making of: Jessica Schäfer, Joana Gröblinghoff
Social Media: Jessica Schäfer, Joana Gröblinghoff

Ein großes DANKESCHÖN an diese wundervolle Teamarbeit!