…dann wollen wir mal weiter machen!
MAI 2013: Ich war voll und ganz Fotografin, die Hochzeitssaison war in vollem Gange und ich war alleine mit zwei Kameras um den Hals unterwegs. In meinem kleinen „Studio“ hatte ich mittlerweile jeden Tag mit 2-3 Shootings gut zu tun und wer regelmäßig im Südpark saß, hat mich das ein oder andere mal mit immer wieder anderen Leuten und dicker Kamera um den Hals dort zwischen den Blumen rumspringen sehen. Mit den ganzen PN’s bei meinen verschiedenen Facebookaccounts (Lichtpoesie, Odernichtoderdoch, Privat), sowie Blog, Mails, Rechnungen etc kam ich schon lange nicht mehr richtig hinterher und täglich hing dieser Gedanke wie eine dunkle Wolke über mir.
Posts: Die Sache mit dem Gewicht, Into the Wild, Nichts ist lauter als Stille
Im Mai hatten wir uns schon gut an die neue Situation mit Melisa gewöhnt und alles verlief so langsam wieder in geregelten Bahnen. Alle Emails waren abgearbeitet und das Thema Rechnungen war nichts mehr, was mir Kopfschmerzen bereitete. Arbeit abzugeben bei etwas, was man sonst immer selbst gemacht hat, ist gar nicht so leicht. Melisa hat ein Herzstück meiner Arbeit übernommen und natürlich ist das nicht einfach. Man muss lernen zu vertrauen und auch akzeptieren, dass nicht immer alles zu 100% so ist, wie man es selbst gemacht hätte. Ich kann nur jedem Selbstständigen nahelegen, bei diesem Punkt nicht zu streng mit sich zu sein – wer keine Arbeit abgeben kann, ist schnell am Limit und kommt ab irgendeinem Punkt nicht weiter. Melisa hat Dinge von mir übernommen und viel gelernt – und genau so auch eigenes hinzugefügt, eine neue ganz wunderbare Mischung. Gemeinsam sind wir in eine aufregende und anstrengende Hochzeitssaison gestartet – ausgestattet mit einem neuen und zuverlässigen Auto. Unserem ersten Firmenwagen, den wir liebevoll „Lichtprolet“ nennen. Einen Firmenwagen zu fahren ist ein Gefühl, als hätte jemand auf der Checkliste der Selbstständigkeit einen weiteren Haken gesetzt. Ein Beweis harter Arbeit und Erfolges. Natürlich fährt man das Auto mit stolz geschwellter Brust – „ein Auto, seht her, ich hab einen Firmenwagen!“ Dieses kleine bisschen Angeben verzeiht einem glaub ich jeder.
Niklas musste nach seinem Staatsexamen nicht lange durchatmen und startete sofort durch. Niklas macht die Arbeit, die (öffentlich) sonst keiner mitbekommt und neben der Kreativleistung unseres Unternehmens am wichtigsten ist: Akquise, Kundenbetreuung, Angebote und Produktionsrahmen. Er managed alles und hat dadurch ein bisschen die „Papa Rolle“ bei Lichtpoesie. Das ist gerade für eine Beziehung nicht einfach, denn er ist dadurch gezwungen auch mich immer wieder auch mit unangenehmen Themen zu konfrontieren, mit denen wir uns auseinander setzen müssen. Bei der Arbeit geht es zwischen uns oft laut zu, da wir als Pärchen natürlich anders miteinander reden können als Mitarbeiter. Ein aufgebrachtes „bist du bescheuert!“ gibt es natürlich auch hier und da, das ist ganz normal. Wir mussten lernen, mit dem großen Druck und der Verantwortung umzugehen, wichtige Entscheidungen und schwierige Themen gemeinsam zu bearbeiten und gleichzeitig eine liebevolle Beziehung zu wahren. Ein schmaler Grat, wenn man so gut wie keine Freizeit hat – aber genau deswegen sind es oft die kleinen Momente, die sehr wertvoll sind.
Posts: Schmetterlingsmädchen, gute Laune Montag, Traumjob: Lichtpoet, Studio Roomtour: Neue Küche
JUNI
Juni 2013: Im Juni hatte ich bei einem Outfitwettbewerb (den ich längst vergessen hatte) eine Reise nach Antwerpen gewonnen, die Niklas und ich gemeinsam angetreten sind. Der Hauptact (eine Modenschau) hat mich weniger interessiert, viel interessanter fand ich unser tolles industrielles Hotel und die wunderschöne Stadt. Wir haben unheimlich viel für den Blog fotografiert und einige meiner Lieblingsstrecken aufgenommen. Der Blog ist unser gemeinsames Baby geworden, durch das wir auf einmal tagtäglich euphorisch zusammengearbeitet haben.
Post: Immer wieder Sonntags, Mittendrin, Antwerpen Teil 1, Antwerpen Teil 2
Ein neues Blogdesign. Mal eben zu WordPress umziehen. Pustekuchen. Der Prozess hat ein paar Monate und viele Nerven gekostet – zum größten Teil von mir verschuldet, denn ich war nie zufrieden mit meinem Design. Ich habe ständig alles über den Haufen geworfen und habe nächtelang an meinem Wunschdesign gefeilt. Gemeinsam mit unserem Programmierer hingen wir im Studio – Nacht für Nacht, Pizza für Pizza. Dann war es endlich vollbracht und es war ein riesiger, riesier Brocken, den ich von meiner To Do List streichen konnte. Neben diesem ganzen WordPress Horror war ich jedes Wochenende auf Hochzeiten unterwegs, leitete Workshops und gemeinsam mit Niklas auf unendlich vielen Meetings. Unsere Agentur 100TAUSENDLUX kam ins Rollen und es standen einige Produktionen an, die wir schon lange umsetzen wollten. Vom ganzen Sommer habe ich fast nichts mitbekommen und Sonnenschein habe ich nur gesehen, wenn ich tagsüber auf Hochzeiten oder Shootings unterwegs war. Weltmeisterschaft? Ach, die war dieses Jahr? Nix mitbekommen, nix gesehen. Unser Weg führte morgens von unserer Wohnung in die Tiefgarage zur nächsten Tiefgarage ins Studio und wieder umgekert. Hell Dunkel, Hell dunkel – Treppe rauf, Treppe runter. Die Zeit flog dahin. Darüber hinaus standen einige Überlegungen im Raum: Nat würde uns bald verlassen, um zu studieren – würden wir einen neuen Platz vergeben oder sogar zwei? Ich hatte Angst, dass wir für zwei nicht genug Arbeit hätten, geschweige denn Platz. Niklas war dafür, ich ließ mich überzeugen.
Posts: Als gäbs kein Morgen mehr, Platzreservierung: Teamlichtpoesie, Artikelzustand: Mit leichten Mängeln, Und sie träumte
JULI 2013: Der Juli war wirklich aufregend. Mittlerweile waren Niklas und ich ein eingespieltes Team, nicht nur für Odernichtoderdoch, sondern auch bei Lichtpoesie. Ich hatte meine erste Schülerpraktikantin Nina, die mit uns eine wirklich aufregende Zeit miterleben durfte. Die Kampagne für das Tshirt Label „YOLO“ ist für mich eine meiner Lieblingsstrecken und bedeutete für uns den Grundstein einer gemeinsamen Leidenschaft neben dem Blog: Unternehmen hinsichtlich auf ihre Markenentwicklung und Unternehmenspräsentation im Internet zu beraten und Ideen zu visualisieren. Dass wir das mal von Lichtpoesie trennen müssen, war uns damals schon klar, aber soweit war es noch lange nicht.
Wir waren an schlaflose Nächte und ein hohes Arbeitspensum gewöhnt, aber der Juli übertraf alles. Es gab einen tränenreichen Abschied von Nat, als würde ein Familienmitglied von Zuhause ausziehen. Auf das Ganze Team wartete ein harter Monat. Jessica war erst ein paar Tage bei uns und schon voll dabei, eine große Zeit, sich einzugewöhnen gab es nicht. An den Wochenenden waren Melisa und ich in Hochzeitsmission unterwegs, unter der Woche standen Produktionen an, einige Dinge liefen sogar zeitgleich. Niklas war auf einmal auch als Fotograf mit dabei, sowohl bei Hochzeiten als auch Produktionen – gemeinsam haben wir gegen die Zeit gekämpft wie in einer Schlacht. Sachen packen, zum Job, schnell nach Hause, Sachen packen und neue Adresse raussuchen, schnell zwei Stunden schlafen und im Morgengrauen auf nach Holland, wo wir eine Hochzeit bis tief in die Nacht begleitet haben. Wären wir nicht wie halbtote Zombies im Strom der Zeit gewesen, hätte dies der schönste Tag des Jahres werden können. Eine Hochzeit im strahlenden Sonnenschein am Strand, tolle Leute und eine Hochzeitsfeier mit Meeresbrise im Haar. Aber wir hatten keine Zeit. Schnell zwei Stunden im Hotel schlafen, am nächsten Morgen am Empfang eine Adresse und unseren Schlüssel hinterlegen (es war noch niemand wach) und wieder ins Auto. Ein Kampf gegen die Zeit – von Holland nach Gummersbach, auf zur nächsten Hochzeit. Kurz ein Zwischenstop bei meinen Eltern, ein reingestopftes Brötchen und schnell noch mit Make Up die tiefen Augenringe verdecken. Weiter gehts. Akku check, Karten check – nächste Hochzeit. Bitte lächeln! Der ganze Sonntag wurde auf dem Sofa meiner Eltern mit zwei Laptopsgearbeitet, übermüdet, den Tränen der Verzweiflung nahe – angespannt, wütend, hilflos. Wir waren Zombies. Haben uns angeschrien und uns dann wieder Mut gemacht. Wir schaffen das.
Posts: Eine Frage der Sichtweise, Erinnerungen in 4 Jahres Sprüngen, Wortfindungsschwierigkeiten, Marmeladenglasmomente
AUGUST 2013: Wir waren schon nicht mehr zu zweit, mittlerweile war Nat da, unsere Jahrespraktikantin. Gemeinsam wurde es in unserem kleinen „Homestudio“ etwas eng, wohnen und Arbeiten mit Kunden und Angestellten in einer kleinen 60qm Wohnung ging dann doch nicht so gut. Wir hatten uns mit anderen jungen Gründern einer Modeplattform angefreundet, die uns einen Platz in ihrem neuen großen Büro anboten – und so zogen wir von unserer kleinen Wohnung zu dritt ins Großraumbüro mitten in der Münsteraner Innenstadt. Das hat einerseits die ganze Situation entzerrt und wir hatten wieder ein wenig Privatsphäre – andererseits fiel mir das Arbeiten in einem Großraumbüro sehr schwer. Wir hatten zwar eine eigene „Ecke“ aber jeder, der an meinem Tisch vorbeikam und freundlich grüßte, hat mich komplett rausgerissen. Ich brauche zum Arbeiten ein ruhiges Umfeld, weil ich mich sonst zu schnell ablenken lasse. Ich konnte also erst richtig loslegen, wenn alle anderen weg waren und saß daher oft alleine bis tief in die Nacht in diesem großen Büro mitten in der Stadt. Alles irgendwie suboptimal, irgendwie eine Zwischenlösung, aber wir waren froh über diese Möglichkeit – denn etwas eigenes hätten wir uns nicht leisten können.
Posts: It’s raining cats and dogs, Jenseits von Gut und Böse, Joana will Meer, Eins werden mit dem Sommer
Ich will nicht sagen, dass der August ruhig war – aber im Vergleich zum Vormonat doch etwas entspannter. Mittlerweile waren wir zu fünft – Katharina war die zweite Jahrespraktikantin und somit waren wir erst mal komplett. Während Katharina eher bei Lichtpoesie und mit Melisa arbeitete, konzentrierte sich Jessica mit Niklas und mir auf anstehende Produktionen für 100TAUSENDLUX und den Blog. Wir durften gemeinsam mit Luise von Kleinstadtcarrie eine Aktion für bebe youncare umsetzen, die uns Tagelang rund um die Uhr beschäftigte. Als Leser sieht man ein Video und denkt sich:“ Och joah, sieht nett aus!“ Dahinter stecken mehrere Leute und tagelange Arbeit. Neben diesen Produktionen war ich immer noch an den Wochenenden mit Hochzeiten und Workshops beschäftigt, befüllte tagtäglich sämtliche Social Media Kanäle und schrieb fleißig für Odernichtoderdoch. An Urlaub oder einfach nur einen gemütlichen Tag in der Sonne war nicht zu denken.
Ach ja – und ich hatte irgendwann Geburtstag und bin 25 geworden. Gefühlt habe ich mich eher wie 30.
Ich hoffe euch hat mein 2. Jahresrückblick gefallen – nicht zu fassen, dass das immer noch nicht das ganze Jahr war. Ich habe einige gute Vorsätze für’s nächste Jahr – vor allem was meinen ungesunden Lebensstil angeht, den ihr vielleicht erahnen konntet…
Ich wünsche euch einen wundervollen Abend, eine aufregende Nacht und einen tollen Start ins neue Jahr! Hoffentlich erleben wir gemeinsam auch nächstes Jahr wieder alle Höhen und Tiefen, die zum Leben dazugehören. Ein neues Jahr voller Abenteuer – ich bin bereit!
Ihr auch?
Niklas und ich haben ein turbulentes Jahr mit vielen Höhen und Tiefen hinter uns. Es…
Es gibt Entscheidungen im Leben, die alles verändern. Damit meine ich nicht die Frage, ob…
Wer kennt es nicht, man lümmelt in ungesunder Haltung auf seinem Bürostuhl herum (oder im…
Heute gibt es hier mal einen Gastpost von Lisa, die ich schon lange von ihrem…
In amerikanischen Filmen ist der Abschlussball das wichtigste im Leben eines Mädchens (so weit wollen…
Lange sind sie her, die letzten Freitagsinspirationen! In der letzten Zeit hatte ich oft ein…
View Comments
Wirklich sehr toller Post!
Durch diese Jahresrückblicke bekommt man erst ein vages Gefühl dafür, was hinter den Kulissen bei euch abgeht. Ich finde das wirklich bewundernswert!
Außerdem wollte ich dir, liebe Joana, danken! Du fragst dich jetzt vielleicht warum. :D Ich verfolge deinen Blog bzw deine Arbeiten jetzt schon sooo lange und du warst meine Inspiration dafür, selbst eine Fotografie-Ausbildung zu starten. Im nächsten Sommer ist es soweit! Ich habe mir immer bei jedem deiner Bilder gedacht: Das will ich auch können! Du hast meinen Ehrgeiz geweckt und eines Tages werde ich auch noch bei dir in einem Workshop auftauchen! Darauf kannst du dich verlassen :D
Somit also vielen Dank für die Inspiration, die Einblicke in das Leben einer Fotografin und den Ansporn (auch wenn er vielleicht unbewusst war :))
Liebe Grüße, Britta
Und wie ! Bereit mit voller Energie durchzustarten und meine Träume am Schopf zu packen. Bereit, dass nächste Jahr weiterhin mit deinen inspirierenden Blogposts zu begehen. Bereit !!! :)
Ich wünsche dir einen guten Rutsch und ein tolles Jahr 2015 !!!
Liebe Grüße
Sunny :)
Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Bleibt gesund und munter und ich hoffe, dass wir uns bald mal wiedersehen.
Habt einen schönen Abend und feiert schön und gemütlich.
Fühlt euch gedrückt!
Wieder so toll und man ist einfach nur gespannt wie es weiter geht :-) danke für das "teilhaben-dürfen". Ich wünsch euch einen schönen Abend und Jaheresausklang ! Liebste Grüße
Durc h ddeine Zusammenarbeit mit bebe young care habe ich dich entdeckt und ich freue mich jedesmal wieder darüber, wenn ich einen deiner Blogposts lese.
Danke dafür! ♥
LG, Pauli
Ganz großes Kompliment an Dich Joana! Ich bin total begeistert von deinem Blog. Über deine Zusammenarbeit mit s.Oliver kürzlich bin ich auf dich aufmerksam geworden. Meinen absoluten Respekt hast du für deine berufliche Selbständigkeit. Klar ist sowas immer mit jeder Menge Arbeit verbunden, diese Energie fließt jedoch in anderer Form wieder zu dir zurück (positive Kundenfeedbacks, Folgeaufträge oder einfach glückliche Menschen die du toll in Szene gesetzt hast). Da weiß man doch für was man morgens aufsteht. Ich finde es toll wie offen und ehrlich du schreibst, du bist einfach unglaublich authentisch.
Ich denke du inspirierst hier viele Leute ihren eigenen Weg zu gehen und an sich zu glauben.
Mach weiter so! Ich wünsche Dir jedenfalls ein erfolgreiches neues Jahr mit vielen tollen neuen Herausforderungen.
Ganz liebe Grüße
Dani
Uff. Bei dir ist ja echt einiges passiert. Ein wunder, dass du diesen Stress überlebst!
Ich hab das Gefühl ich hab das ganze Jahr verschlafen oder ab und zu mal gelernt. Mein Vorsatz für das nachste Jahr ist mal wieder mehr zu unternehmen :)
Liebe Joana! Vielen Dank für die aufrichtigen Worte. Deine Jahresrückblicke sind etwas ganz Besonderes für mich. Du zeigst in deinen Posts generell immer mehr als nur den schönen Schein, aber das hier ist so schrecklich schön schonungslos ehrlich, dass es mich wirklich berührt.
Ich wünsche Euch ganz viel Kraft für 2015, ihr seid toll! Ich wünsche Dir, dass du dich im neuen Jahr noch mehr "freischwimmen" kannst - das was Ihr alle leistet (man kann es von der Warte eines Lesers aus ja nur erahnen), ist grandios!
Ich bin einfach gerade nur gefangen von dem Juni Video... mehr kann ich gerade gar nicht sagen!
Deine Jahresrückblicke haben mich echt gefesselt, daher wollte ich fragen ob auch noch der Rückblick von September bis Dezember folgt? :) Ich mag deinen Blog super gerne und ziehe den Hut vor eurer Arbeit :)