Heut zeig ich euch bunte Zöpfe im Hippie Look!
Im Schwimmbad war ich Meerjungfrau, im Sandkasten hatte ich für meine Gummi Löwen einen Königsfelsen gebaut, in meiner Badewanne sprang Pocahontas von der Klippe, in den Feldern waren wir Feldmäuse, in den Büschen bei meiner Oma im Garten war meine geheime Hexenküche und im Wald waren wir frei wie der Wind.
Wir waren Räuber, Indianer, Robin Hood und die verlorenen Jungs. Wir waren jung, wild, sorgenfrei und fantasievoll. Kein Gameboy dieser Welt war spannender als unsere Fantasie. Wir hatten den Erwachsenen gegenüber einen klaren Vorteil: Ferien und ganz viel Zeit.
Ein Plantschbecken im Garten mit Trampolin davor, einen Rasensprenger und einen Gartenschlauch. Mehr brauchten wir nicht, um glücklich zu sein. Die Wiese war unsere Wrestling Arena, alle Kinder auf einen Haufen, die Hunde schwanzwedelnd und freudig bellend drumrum. Dreckige und glückliche Rotznasen, die sich zwischendurch einen Keks oder ein Stück Apfel in den Mund stopfen, wenn die Mama einen Teller für die Wilden rausgestellt hat. Mein Papa, der sich nach Sonnenuntergang das Chaos auf dem Rasen kopfschüttelnd angesehen hat, während meine Mama den dreckigen Fußtapsern quer durchs Haus folgte, um uns endlich einzusammeln und am besten alle drei gleichzeitig richtung Badezimmer zu schubsen. Manchmal waren wir so dreckig, dass mein Papa zuerst mit dem Gartenschlauch den gröbsten Dreck von drei kreischenden Kindern spritzen musste. Ein Glück, dass wir alle so hellblond sind, so konnte man uns immer gut erkennen wenn es darum ging, die eigenen Kinder aus den Nachbarskindern heraus zu sortieren.
Langeweile ist mir bis heute ein Fremdwort. Kenne ich nicht. Kann ich nicht verstehen. Ob alleine oder mit anderen, ich wusste mich immer zu beschäftigen.
Am schönsten waren für mich immer unsere Camping Urlaube am Plöner See, wenn wir vollgepackt bis zum Rand mit VW Bus und Wohnwagen losgezogen sind. 8 Stunden Autofahrt, auf denen wir unzählige Bibi Blocksberg Kassetten verschlungen haben, Kennzeichenraten und ich sehe was, das du nicht siehst gespielt haben. Ich hatte ein Maltablett für den Schoß und so eine Tasche an dem Sitz vor mir, in dem ich all meine Stifte und Bastelsachen verstauen konnte. Mein Urlaubsbastelsammelsurium bestand aus tausend Wollresten meiner Oma, Webrahmen, Sicherheitsnadeln, Stricklieseln und unzählige Perlen, mit denen wir stundenlang Drahttiere aufgefädelt haben. Manchmal waren wir drei oder vier Mädchen auf einer Picknickdecke voll Bastelkram, manchmal mehr. Jeder mit eigener Riesenbastelsammlung.
Unsere Eltern sahen nach drei Wochen Plön aus wie Wolfgang Petri, jedes Kind mit einigermaßen langen Haaren hatte Strähnchen oder Rastazöpfe, wir haben uns mit Filzstiften tattoowiert und uns mit den tollsten Perlenkonstrukten behängt. Es gibt Fotos, auf denen wir eine lange Kette von Mädchen auf Campingstühlen bilden, jede flechtet dem vorderen Mädchen die Haare. Bei diesen Erinnerungen frage ich mich, was andere Kinder im Urlaub gemacht haben.
Als mir heute mein Garn in die Hände fiel, kamen diese Erinnerungen hoch und ich wollte sie gern mit euch teilen, weil es irgendwie gerade so zur Stimmung passt. Herbstferien, Regen, drinnen sitzen. Langeweile. Also ich zwar nicht – aber ihr vielleicht. Und vielleicht habt ihr ja Lust, euch ein paar Freundinnen oder zumindest die kleine Schwester zu schnappen. Ich wünsche euch viel Spaß beim Nachmachen! Kramt doch mal eure alten 5 Freunde Kassetten raus und schwelgt in Erinnerungen. Tasse Tee und Kekse dazu – und meinetwegen ein Bild für die Nachwelt mit Instagram (und für mich) mit dem Hashtag #zeltlagerzöpfe. Ich möchte gucken, was ihr so schönes macht 🙂
So geht’s:
1. Schnippelt euch aus etwas festerem Papier (z.B. diesen Trennblättern für Ordner) ein rundes Stück Papier mit einem Einschnitt und einem Loch in der Mitte für eure Haarsträhne.
2. Sucht euch eine Strähne unter dem Deckkhaar, nehmt nicht die oberen am Ansatz, damit man den Knoten besser verstecken kann.
3. Schneidet euch eure Wolle oder Garn so lang, wie ihr möchtet. Ihr könnt es doppelt legen, damit man es besser sieht oder sogar vorher schon flechten, damit es noch dicker ist.
4. Knotet euer Garn an den Ansatz eurer Strähne. Der Knoten muss nicht bombe halten, wenn ihr erst mal angefangen habt zu flechten, dann rutscht er eh nicht mehr runter.
5. Am Ende könnt ihr das Ganze entweder direkt mit dem Garn verknoten, kleine Gummis nehmen oder Haargel. Je nach Haarstruktur muss man es auch gar nicht befestigen (z.B. bei Naturkrause)
6. Ihr könnt Perlen mit einflechten oder verschiedene Bänder nehmen, ihr könnt knoten, flechten, drehen, kreuzen oder was euch sonst noch einfällt. Probiert es einfach aus!
Den schönen Pulli habe ich übrigens von mydearlove bekommen, die Kleidung für „große Mädchen mit jung gebliebenem Herz“ entwerfen und selbst nähen. In ihrem Onlineshop findet ihr jede Menge wunderschöne selbstgenähte Kleidungsstücke und Unikate, schaut doch mal vorbei! Ich trage den Pulli unheimlich gern, weil die Ärmel schön lang sind und man ihn fast bis über den Po ziehen kann. Meiner Meinung nach die beste Länge für einen Pulli! Die Stücke kommen sogar liebevoll und niedlich verpackt mit Schleife, Rosa und Spitze 🙂 Die Ohrringe sind von Madeleine Issing.
Oh Joana, wie du mir mit jedem Post wieder aus der Seele sprechen kannst – unglaublich! Danke für deine wunderbaren Beiträge! <3
Ach wie cool, daran erinnere ich mich auch noch sehr, sehr gut 😀 man war alles, vom Held bis zur Prinzessin, eine schöne Zeit, die ich manchmal etwas vergesse. Aus Spaß an der Vergangenheit gibts von mir an meinen Freund immer kleine Geschenke aus Kindheitstagen zu Geburtstagen oder so. Benjamin Blümchen Kassette, Lego usw. Er freut sich immer wie ein Schneekönig 😀
Liebe Grüße
Tina <3
Liebe Joana,
ein wirklich schöner Artikel und eine tolle Idee sich mit etwas Garn auszutoben. Manchmal muss man einfach wieder zurück in die Kindheit finden :-). Mal sehen, was ich an Garn zu Hause hab und ob ich das so nachgemacht bekomme. Ich mach mir jetzt erst mal eine Tasse Tee und schau raus in das herbstliche Wetter. Trotz des tristen Wetters hat der Herbst ja auch seine schöne Seiten…
Liebe Grüße
Nina
wow…das sind wunderschöne fotos von dir…besonders gefällt mir der pullover…der sieht süß und doch so frech aus…passt genau zum text 🙂
Oh, wie hübsch. Ich hatte solche Zöpfchen auch immer, das hatte ich völlig vergessen. Danke fürs Erinnern-lassen 🙂
Ahh jaa, manche Erinnerungen sind kostbarer als Gold! <3
Bin selbst noch nicht soo alt (16), doch aber deutlich aus der „wir-spielen-prinzessin-phase“ raus – aber im Zeltlager flechten wir uns jedes Jahr wieder die verrücktesten Zöpfe. Mal mit mehr, mal mit weniger Flechttalent. Ich konnte und kann mir nichts besseres vorstellen und werde fast schon ein bisschen traurig, wenn ich die Kinder von heute mit ihren Smartphones, ihren Longchamp-Taschen und ihre Hollister-Klamotten in der Stadt sehe. An was werden sie sich später erinnern ?
Ich weiss es nicht – und schwelge glücklich in meinen Kindheitserinnerungen der vergangenen Jahre .
Oh ja ich kann mich noch gut n meine Ferien früher erinnern! Wir waren jeden Tag draußen und haben Fußball gespielt oder sind mit unseren Fahrrädern über den Campingplatz gekurvt, schön wars! Wieso genau wollte ich nochmal erwachsen werden?…
Diese Zöpfe haben wir uns auch im Zeltlager immer gemacht, ich war i m Alter von 6-15 jedes Jahr in den Sommerferien 2 Wochen im Jugendzeltlager aus unserem Dorf, mal Nordsee oder Bayern, es war echt so super.
Ich hab auch nie Nintendo oder so was gespielt. Wir hatten zuhause auch noch ein 3 stöckiges leerstehendes altes Bauernhaus indem wir spielen konnten. Wir haben uns die wildesten Fantasien ausgedacht und Spiele erfunden
Wir wurden auch oft erst mit dem Wasserschlauch abgespritzt, Kindheitserinnerungen :). Wir sind 4 Geschwister und sind auf unserem Bauernhof groß geworden, es gibt nichts besseres., Dreck, Matsch, Tiere! Staudämme,, Hütten im Wald und höhlen im Stroh bauen. Wir sind auch immer „ausgerissen“, haben uns mit Joghurt und Saft aus dem Kühlschrank versorgt, haben uns die Ponies geschnappt und sind in den Wald geritten, wenn meine Freundinnen dann abgeholt wurden von ihren Eltern mussten die uns schon mal bis zu 3 Stunden suchen. Dann gabs zwar bisschen ärger aber was solls 😉
Fürs Zeltlagerzöpfe machen hab ich leider momentan keine Zeit, muss Masterarbeit schreiben, blödes Erwachsenenleben
Liebe Joana,
du hast mal wieder die richtigen Worte gefunden. Ich bin auf dem Dorf aufgewachsen und wir haben uns auch die tollsten Geschichten ausgedacht und in unserer eigenen Welt gespielt. Das hatte auch sehr oft mit Dreck zu tun. 😉 Wir hatten unsere eigene „Burg“ auf einem riesigen Erdhaufen. Dort haben wir sehr viele Sommer vebracht bis dort ein Hause gebaut wurde. Langeweile hatte ich auch nie. Es gab immer eine Beschäftigung. Im Ferienlager haben wir oft diese Freundschaftsarmbänder geknüpft, die irgendwie auch jeder hatte 🙂
Hach, du kannst so schön erzählen.
Ich erinnere mich auch noch gut an diese bunten Garnzöpfe im Haar! Die blieben immer so lange drin, wies nur ging, weil sie so was Besonderes waren 😉 Für mich waren das immer Sommerferienzöpfchen, die man sich in Ferienfreizeiten gegenseitig geflochten hat. Erst vor Kurzem habe ich mit meiner besten Freundin alte Fotos angeschaut – auf denen wir natürlich mit dem buntem Haarschmuck zu sehen waren – und haben uns lächelnd an die Zeit erinnert. Wie damals solche bunten Stückchen Garn alles an Beauty-Hairstyle-Produkten war, das wir brauchten! Solche Zöpfchen waren damals sowas wie die ghd-Glätteisenfrise von heute. Ich frage mich ob Kinder heute immer noch sowas machen? :O
Oh ja diese tollen Zöpfe hat mir damals meine Tante gemacht. Sie ist nur 12 Jahre älter .. da waren wir oft auf der gleichen Wellenlänge was die „trends“ anging 😀 und blaue Strähnchen hat sie mir in meinen Sommerferien auch gefärbt. Danke für die Erinnerung an die kleinen Rückblicke. Sowas vergisst man so schnell.
Bin auch froh, meine Kindheit so oft draußen verbracht zu haben 🙂 Wenn ich jetzt schon immer kleine Kinder im Grundschulalter mit ihren eigenen iPads sehe, tun dir mir immer schon fast leid, weil sie soviel verpassen, wie auf Bäume klettern und dann dreckig nach Hause kommen…
Finde das geflochtene auf der rechten Seite richtig schön und es erinnert wirklich etwas an früher :))
Liebe Grüße 🙂
So ein toller Text! Ich fühlte mich spontan an meine Kindheit erinnert 😀 Kindheit auf dem Land ist großartig. Was machen die Stadtkinder da nur….
An diese Zei t erinnere ich mich auch immer gern zurück. Manchmal frage ich mich wie man Langeweile haben kann, denn mir fällt immer etwas ein – sei es basteln, nähen, fotografieren, oder oder oder…
Allerdings finde ich es schade dass sich die Kinder heute oft nur noch treffen um gemeinsam am Pc oder der Konsole zu spielen. Da wundert es mich nicht, dass sie Langeweile haben und nicht wissen was man alles draußen im Garten, im Wald, … anstellen und spielen kann.
Wir waren früher immer erfinderisch und haben alles unsicher gemacht was sich Natur und Garten nannte 🙂
Ohhhh wunderschöne Erinnerungen, die da hochkommen.. Kindheit = Freiheit.. 🙂 Einfach toll <3 Da merkt man wieder: Es braucht nicht viel um glücklich zu sein oder sich zu einem glücklichen Menschen zu machen – man muss nur die Augen öffnen und sehen was man vom Leben hat.. 🙂
Oh ja, das waren wirklich coole Zeiten. Da musste man auf
strömenden Regen warten, dass man Zuhause SIMS spielen durfte.
Zum Glück waren wir auch immer ein Haufen Kinder und Cousinen,
Vielen deiner Erinnerungen kann ich mich anschließen 😉
Ach wie schade, mich hat gerad der vordere rosa Garnzopf interessiert. Das kann ich mir nämlich nicht so easy vorstellen, wie das geht. Vielleicht magst du ja davon (nach deinem Urlaub) noch ein Tutorial machen? Ich liebe die Zöpfe und würde mich riesig drüber freuen.