1 Jahr Praktikum im Kindergarten = Kinderspiel…

Ein Jahr Praktikum im Kindergarten? Cool, nur spielen! Pustekuchen.

Ich bin Praktikantin. Das ist so etwas, wie das kleinste Licht auf der Torte. Klar, jeder fängt klein an. Ich war mir meiner Rolle von Anfang an bewusst und hatte nicht zu große Erwartungen. Meine größte Angst war es, zur Last zu fallen und ich habe immer versucht eine Hilfe zu sein. Als Praktikant warten auf dich die eher niedrigen Aufgaben. Das ist verständlich und daher für mich selbstverständlich, dass ich gerne die Spülmaschine ein und aus räume und den Boden nach jedem Essen fege, ohne, dass mich extra jemand darauf hinweisen muss. Alles kein Problem.

Jetzt bin ich aber eine Jahrespraktikantin – und ein Jahr, das ist lang.

Ich habe so viel zugeguckt, gelernt und Erfahrungen gesammelt, dass ich mich ziemlich wohl in diesem Beruf fühle und vor allem in meiner Gruppe. Ich habe die kleinen Mäuse so ins Herz geschlossen. Über die Monate habe ich mehr und mehr Aufgaben ausprobiert und übernommen. Ich werde gelobt und vor allem geschätzt. So etwas ist immer schön zu hören.

In einem Jahr passiert viel und ich habe schon viele Facetten der Arbeitswelt kennen gelernt. Es scheint nicht immer die Sonne. Die letzten Wochen waren sehr hart. Im Kindergarten oder auch in „der Bakterienhölle“ muss das Immunsystem einiges aushalten. Das bedeutet, dass man von einer Krankheit in die nächste rutscht. Magen-Darm und Erkältungswelle wechseln sich regelmäßig ab. Das eigentliche Problem ist aber, wenn man endlich wieder fit ist und zur Arbeit geht: Wer ist noch da? Es geht ja schließlich allen so. In letzter Zeit habe ich daher viel Zeit als Aushilfe verbracht. Als Praktikantin bin ich nun mal zusätzlich da und wenn Not am Mann ist, kann man mich gut in anderen Gruppen einsetzen. Andere Gruppe, andere Kollegen, andere Regeln, andere Kinder, andere Einrichtung. Immer wieder muss ich mich neu orientieren. Es ist anstrengend und ich wäre lieber in meiner eigenen Gruppe, aber so lerne ich natürlich auch viel Neues kennen.

Nun steht die nächste große Sache an. Streik. Alle streiken und ich darf nicht. Praktikanten dürfen nicht streiken. Klasse! Nein, ich find es wirklich gut, dass gestreikt wird. Die Arbeit im Kindergarten ist hart und wird schlecht bezahlt. Eltern geben ihre Kinder immer jünger in den Kindergarten und überlassen einen großen Teil der Erziehung ganz selbstverständlich anderen. Ich hoffe, sie erreichen möglichst bald ihre Ziele und erfahren endlich die verdiente Anerkennung. 

Ein Jahr im Kindergarten ist nicht nur spielen, es bedeutet Verantwortung und harte Arbeit.

Für mich war (und ist) es ein Jahr, in dem ich unheimlich viel gelernt habe und an meinen Aufgaben gewachsen bin. Ein Praktikum muss kein Kinderspiel sein, ein Praktikum kann auch mal zeitweise keinen Spaß machen und ziemlich hart sein – aber ein Praktikum gibt dir einen Einblick in die wahre Arbeitswelt und hilft dir, deinen Weg zu finden und dich weiter zu entwickeln. Trotz langer Arbeitszeiten und einer kaum erwähnenswerten Bezahlung, bin ich immer gerne zur Arbeit gegangen.

Daher kann ich jedem nur ein Praktikum im Kindergarten empfehlen.

 

Kleid: Sheinside

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  • Ich finde es so schrecklich, dass es immer noch so viele Menschen gibt, die den Erzieherberuf als reinen Spieljob ansehen. Selbst mein Mann meinte früher immer zu mir "Das bisschen Kinderrumschubsen ist doch nicht anstrengend", wenn wir darüber sprachen, welche unserer Berufe körperlich mehr belasten und wenn du alleine schon mal einen Blick auf die Versicherungen wirfst, wird schnell klar, dass der Beruf der Erzieherin gleichgestellt wird von der Belastung her mit Bauarbeiten und Co. Erzieher sein ist leider deutlich mehr als nur "spielen". Es ist eine sehr wichtige Aufgabe, wir tragen große Verantwortung gegenüber den Kindern, denen wir unsere Aufmerksamkeit schenken. Was wir heute mit ihnen machen prägt sie für ihre Zukunft...

    Ich finde es schön, dass du dich trotz all der Strapazen in diesem Beruf wohl und zu Hause fühlst. Ich wünsche Dir nur das Beste auf Deinem Weg dort hin.

  • Meine Mutter ist selbst Kindergärtnerin und ich weiß genau wie anstrengend dieser Job ist. Ich glaube du kannst noch viel aus diesem Jahr für deine Zukunft mitnehmen.

    Liebste Grüße
    Luise | http://www.just-myself.com

  • Meine Mama und mein Bruder sind beide Erzieher und das erste was ich wusste war "das will ich nicht machen". Es ist ein unglaublich ansprengender Job. Vorallem in städtischen Kindergärten wo eine Erzieherin auf 25 Kinder aufpasst. Mein Bruder ist ein Erzieher in einer privaten Kindertagesstätte, dort hat man weniger Kinder allein. Dadurch das sein Kindergarten nur 25 Kinder auf 2-4 Erzieher aufteilt sind auch die Möglichkeiten größer, was man mit den Kindern macht. Die kochen dort zum Beispiel ihr Mittagessen zusammen und haben Haustiere die sie alle gemeinsam versorgen. Ich finde generell in puncto Kinderbetreuung muss sich in Deutschland noch einiges verändern. Hier in Dresden haben wir glücklicherweise genug Kitaplätze für alle Kinder und viele offen arbeitende Einrichtungen. Dort gibt es keine festen Gruppen, nur feste Rituale wie den Kinderkreis in dem besprochen wird was am Tag ansteht, das Mittagessen, Vesper und Mittagsschlaf. Die Kinder können überall spielen und haben Themenspezifische Räume : Werkstadt, Bauzimmer, Turnraum, Rollenspielraum ( verkleiden etc), Kuschelraum (Ruheraum), Bastlerzimmer, usw. Hier hilft besonders das alle Kinder 3-6 miteinander spielen und somit voneinander lernen können.

    Dann viel Erfolg dir noch auf deinem Weg, du scheinst eine sehr gute Praktikantin zu sein :)

    Liebe Grüße Laura

  • Es ist doch sehr erschreckend, wie selbstverständlich inzwischen erziehende Berufe genommen werden. :( Eltern geben nahezu ihre gesamte Erziehung ab, sei es bereits im Kindergarten oder in der Ganztagsschule und trotzdem ist (fast) niemand bereit, mehr Geld in die Erziehung und Bildung des Nachwuchses zu stecken. Viele erkennen nicht, dass dies nunmal zu den wichtigsten Dingen gehört und daran nicht gespart werden sollte. Erst recht nicht an den pflichtbewusstem, engagierten und wichtigen Erziehern. Daher finde ich es super, dass endlich mal gestreikt wird und vielleicht der ein oder andere aufwacht. Ich bewundere dein Engagement im Praktikum, denn die "süßen Kleinen" sind manchmal gar nicht so ohne! :D
    Liebe Grüße, Kathi

  • ich habe, wegen der der schule, mal 3 Monate lang praktikum gemacht (in gewissen abständen, aber immer kontinuierlich). es war eine wirklich sehr schöne, aber auch teilweise harte zeit. ich war in meinem eigenen alten kindergarten, mit meinen alten erzieherinnen und das sind wirklich wunderbare menschen, die mich nicht als dreck gesehen haben, wie andere stellen, wo ich war das gemacht habe (*hust* pflege* hust*). ich hatte Mitsprache recht und sie haben sich immer auf mich verlassen und verlassen können. nicht selten wurde ich gefragt, was ich davon halte und ich musste nie "niedere" Arbeit machen (spülmaschine eingeräumt und mal gekehrt habe ich trotzdem, ich meine, wenn was zutun war und grad keiner konnte macht man das), weil meine Erzieher gesagt haben, dass ist keine Aufgabe für Praktikanten, Praktikanten sollen sich mit den Kindern beschäftigten. ich habe wirklich so viel gelernt und der beruf eines Erziehers ist kein Zuckerschlecken , wird sowieso viel zu wenig bezahlt und das da gestreikt wird, kann ich absolut verstehen! ich lege jedem ein praktikum im kindergarten ans herz, der mal Kinder will, man kann dort so viel lernen und man "verteufelt" als Elternteil dann auch nicht die Arbeit der Erzieher, die ja so unvorsichtig und überfordert sind und sowieso nie aufpassen (ja sowas mussten sich Erzieherinnen bei uns anhören - eine Frechheit wie ich finde).

  • Hallo :)
    Ich finde es super, was du da geschrieben hast. Ich kann mir vorstellen, dass das ein total anstrengender Job ist. Ich hatte vor einigen Jahren mal ein Wochenpraktikum gemacht. Klar, da ging es hauptsächlich darum einen kleinen Einblick zu erhaschen und mit den Kleinen Spaß zu haben. Das ihr streikt - da habt ihr meine volle Unterstützung. Ich würde niemals abstreiten mein (noch nicht vorhandenes) Kind in den Kindergarten zu geben, aber ich finde ihr habt viel Verantwortung zu tragen. Eine große Aufgabe ist natürlich die Erziehung, die euch abgegeben wird. Ich finde ihr solltet auf jedenfall mehr verdienen.. So wie alle sozial engagierten Berufe!
    liebe Grüße Jassi :)
    http://www.jasminjuin.blogspot.de

  • Danke für diesen Bericht, ich kann deine Erfahrungen nur bestätigen. Ich habe nach dem Abitur eine sehr anerkannte Ausbildung in einem großen Betrieb angefangen und musste auch viele Dinge machen, die kein anderer machen wollte aber so ist das eben. Nur als Pratikant hat man noch weniger Rechte, als die Azubis, denn die haben ja wenigstens noch die Ausbildungsvertretung als 'Schutz'. Aber da muss man durch, denn sobald man die erste Verantwortung bekommt, weiß man diese zu schätzen :-).

    Aber ansonsten kann ich allen jungen LeserInnen, die vllt demnächst eine Ausbildung oder ein Praktikum beginnen, nur sagen : Seid immer freundlich, hört gut zu und seid Aufmerksam & fließig und dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen. In jedem Betrieb oder Abteilung gab schon andere Azubis oder Praktikanten vor euch die sich sicherlich einiges geleistet haben und die meisten sind froh, wenn jemand mithilft und diese Person auch noch mitdenkt und man ihr nicht alles sagen muss.
    Mich würde jetzt ja mal interessieren, wie dein weiterer Weg aussieht (also ich kann verstehen, dass dich die Frage nervt und du nicht antworten möchtest), aber ich freue mich über jeden weitere Artikel von dir ! :-)

  • Hey,

    ich bin selbst auch Erzieher und finde auch, dass der Beruf oft zu einfach dargestellt wird. Was das Thema Gehalt angeht, finde ich sollten wir aber nicht zu laut schreien. Ehrlich. Die Leute die in Pflegeberufen arbeiten haben mindestens eine genau so wichtige und anstrengende Arbeit wie wir als Erzieher. Vergleicht man dann mal die Gehälter, stehen wir ganz schön gut da ;)
    Soll aber nicht heißen, dass ich finde wir werden fair bezahlt.

    Gruß, Marcel

  • Super schöner Post und für mich tatsächlich auch sehr interessant, denn ich habe noch nie ein wirklich langes Praktikum gemacht :)

    Alles Liebe,
    Fee von Floral Fascination

  • ich musste in der 11. klasse der fos ein praktikum im kindergarten über 6 monate (mit unterbrechungen) machen und kann dir da nur zustimmen. gerade jetzt wo wieder gestreikt wird, kommen mir wieder die arbeitsbedingungen ins gedächtnis und vor allem die unfaire bezahlung. erzieher haben eine so wichtige verantwortung, lange ausbildung und bekommen nicht die verdiente anerkennung. alle verlassen sich auf diese einrichtungen, haben aber wenig verständnis dafür, dass auch erzieher eine gerechte entlohnung möchten.

  • Ich finde es toll dass du dort ein Praktikum machst :)
    Ich überlege mir auch nach meinem Abi ein Praktikumsjahr zu machen, aber bin mir noch nicht sicher wo.
    Viel Glück und Spaß dir noch:)

    Liebe Grüße Laura

  • Ach ja, Jahrespraktikum, das waren noch Zeiten...bei mir hieß es Annerkennungsjahr und so wirklich viel mit Anerkennung hatte es nicht zu tun. Mittlerweile bin ich allerdings Grundschullehrerin und darf mich mit ähnlichen Vorurteilen auseinandersetzen (12 uhr Feierabend und so) Die Erziehung und Ausbildung unserer Kinder ist das wichtigste was wir in Deutschland zu bieten haben und trotzdem wird diese harte Arbeit kaum wertgeschätzt. In Spanien zum Beispiel müssen die Erzieherinnen sogar studieren und erhalten dementsprechend auch gutes Gehalt. Aber so ist das leider in unserer Gesellschaft, Manager kommen vor Kindern.
    Bisous bisous
    Christina von http://madame-christin.blogspot.de/

  • Oh ja, das ging mir nach meinem FSJ in der Psychiatrie ähnlich - ich muss sagen, dass ich seit dem einen unglaublichen Respekt vor den Menschen habe, die tagtäglich in der Pflege arbeiten. Und obwohl ich im Endeffekt etwas ganz anderes studiere, hat mir die Erfahrung richtig weiter geholfen :)

  • Ein toller post, vielen dank dafür ❤ er zeigt mir dass es richtig ist, dass ich ab September für ein Jahr in Frankreich auf einem Bauernhof arbeite. Zwar wirklich harte Arbeit aber bestimmt eine wahnsinnserfahrung :)
    Liebe grüße und alles gute,
    jone

  • Ich habe 6Monate als Au Pair in Canberra, Australien gearbeitet und dann noch mal einen in Brisbane. Da dachten meine Freunde auch alle:Aaaach ist ja easy, du spielst da ja nur mit den Kids!
    Haha, als Au Pair wird man eigentlich von jetzt auf gleich ein Elternteil, ist mit den Kids alleine usw. Ich finde es gut, dass du einen realen Einblick zur Arbeit einer Erzieherin gibst, denn viele denken, dass das ja keine 'richtige' Arbeit ist. Eine Frechheit finde ich.

    Also Danke für diesen Post :)
    Liebe Grüße aus Neuseeland, Sandra :)

  • Ich finde es absolut wichtig, dass man pflegerische Berufe, wie auch die Arbeit im Kiga, mit allen seinen Seiten kennenlernt. Sp[lmaschine ein und ausr'umen gehort halt einfach dazu und sollte auch genauso mit kennengelernt werden wie das entspannte Spielen oder weniger entspannte Rumspinnen mancher Kinder. Ebenso wichtig finde ich es ein Praktikum länger als einen Monat zu machen, dann hat man wenigstens die Zeit viel kennenzulernen, hat die Möglichkeit auch mal was anderes auszuprobieren, neue Aufgaben zu übernehmen und sich zu beweisen.
    Liebe Grüße und noch viel Spaß :)

  • Ich verstehe dich so gut :D Ich bin als FOS-Praktikantin schon 2x3 Wochen in einer Kinderkrippe gewesen und jetzt kommen nochmal 4 Wochen. Das ist so anstrengend aber macht riesen Spaß :)

  • Hi Alina,

    danke für deinen kurzen aber schönen Text. Manchmal weiß man gar nicht, wie man seine vielen Erlebnisse anderen begreifbar machen soll, ohne dass die das für übertrieben und schöngeredet halten.. ich habe auch ein Jahr in einem Kindergarten hinter mir. Als FSJ war ich in einer Sprachheil-Einrichtung ... mit vielen Kindern, die aufgrund von Vernachlässigung, Drogen während der Schwangerchaft uvm. nicht richtig sprechen können und so vermutlich niemals auf eine richtige Schule gehen oder einen beruflichen Alltag kennen lernen können.
    Da gibt es schon viele traurige Einzelschicksale ...
    Aber das schönste ist, wenn du nach einer gewissen Zeit - so viel wie du eben brauchst - die Kollegen und vielleicht auch ein paar Kinder dort besuchen gehst: die gemeinsamen Erinnerungen, wie viel sich die Kinder behalten haben, das Interesse was aus dir geworden ist ..

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Mut, Neues auszuprobieren (egal was andere sagen) !!

    Jimmy

  • Liebe Alina,
    Wie schön, dass du so ein langes Prakitkum absolvierst und Gefallen daran hast. Ich habe selber ein Jahr lang in einer Krippe gearbeitet (BFD), und das war für mich wahnsinnig hilfreich. Ich habe unglaublich viel gelernt, sowohl über den Erzieher-Beruf als auch über mich selber, was ich möchte, was mir wichtig ist, wo meine Grenzen liegen... Selbstverständlich musste ich als Praktikantin Aufgaben übernehmen wie Wäsche einsortieren, Zimmer vorbereiten, Betten neu beziehen, etc. Aber ich habe diese Aufgaben sehr genossen, weil sie mir in meinem 8-Stunden-Tag eine kleine Auszeit gegeben haben, und weil ich gesehen habe, wie sehr ich die Erzieher dadurch unterstützen konnte, dass die Arbeit im Hintergrund übernehme und die Umgebung so vorbereite, dass sie als Fachkräfte sich ganz auf die Kinder konzentrieren konnte. (Die "niederen" Arbeiten sollten also absolut nicht unterschätzt werden. Wenn die nicht erledigt werden, gibts großes Chaos. Also ein Hoch auf die Praktikanten! ;) )

    Wertschätzung und Anerkennung ist natürlich wahnsinnig wichtig, da gebe ich dir recht. Wie schön war es, nach den Seminartagen wieder in den Kindergarten zu kommen und zu hören "Wie gut, dass du wieder da bist!".

    Ich wünsche dir, dass du deinen Weg findest und mit Leidenschaft entlanggehst.

    Emylou

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Veröffentlicht von
Joana

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